Ausland

Nach Fortsetzung der Verhandlungen zum Gaza-Krieg haben sich Israel und die radikalislamische Hamas gestern gegenseitig eine Blockade der Gespräche vorgeworfen.

Ein hochrangiger israelischer Regierungsvertreter bezeichnete die Forderung der Hamas nach einem dauerhaften Waffenstillstand als Hindernis in den Verhandlungen über eine Feuerpause und weitere Geiselfreilassungen. „Bisher hat die Hamas ihre Forderung nach Beendigung des Krieges nicht aufgegeben und damit die Möglichkeit einer Einigung vereitelt“, sagte der Regierungsmitarbeiter gestern der Nachrichtenagentur AFP.

„Persönliches Kalkül“: Vorwürfe gegen Netanjahu

Er wies Berichte zurück, wonach Israel einer Beendigung des Krieges zugestimmt habe, um die von der Hamas im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln freizubekommen. Ein Vertreter der Hamas bekräftigte derweil, dass die Palästinenserorganisation „unter keinen Umständen einem Abkommen zustimmen werde, das nicht ausdrücklich eine Beendigung des Krieges vorsieht“. Israel lehne einen „kompletten und dauerhaften Waffenstillstand“ aber weiterhin ab.

Der Hamas-Vertreter warf dem israelischen Regierungschef Benjamin Netanjahu vor, er wolle aus „persönlichem Kalkül“ ein Abkommen verhindern. Die Hamas sei an einer Einigung interessiert, aber „nicht um jeden Preis“. Falls kein Abkommen zustande komme, trage Israel die „volle Verantwortung dafür“, da das Land weiterhin auf einer Bodenoffensive in Rafah im Süden des Gazastreifens beharre.

Israel entsandte kein Verhandlungsteam

Eine Delegation der Terrororganisation war gestern zu einer neuen Verhandlungsrunde in der ägyptischen Hauptstadt eingetroffen. Israel hat bisher kein Verhandlungsteam nach Kairo entsandt. Ein israelischer Regierungsvertreter hatte angekündigt, dass das erst geplant sei, falls es Bewegung in den Gesprächen gebe.

Die Vermittler USA, Ägypten und Katar warten seit Tagen auf eine Antwort der Hamas auf den Vorschlag, die Kämpfe im Gazastreifen für 40 Tage einzustellen und israelische Geiseln gegen palästinensische Häftlinge auszutauschen.

Der Hamas-Vertreter sagte, dass die Gespräche gestern in Kairo „keine Fortschritte“ gebracht hätten. Die Verhandlungen seien für den Tag beendet – heute soll es neue Gespräche geben.

Die Hamas hatte vor der Abreise ihrer Delegation erklärt, sie habe den Vorschlag in einem „positiven Geist“ geprüft und wolle in Kairo nun „eine Einigung erzielen“.

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat die propalästinensischen Protestaktionen an der Pariser Elitehochschule Sciences Po und anderen Universitäten des Landes scharf kritisiert.

Er verstehe, dass der Krieg im Gazastreifen die Menschen erschüttere, „aber die Debatte zu verhindern hat noch nie zur Lösung eines Konflikts beigetragen“, sagte Macron in einem Interview mit den Zeitungen „La Provence“ und „La Tribune Dimanche“. Er warf den Demonstranten vor, „mit Gewalt und Blockaden“ ihre Interessen durchsetzen zu wollen und jüdischen Studenten den Zugang zur Uni verweigert zu haben.

Polizei löste Sitzstreik auf

Die Polizei hatte am Freitag einen Sitzstreik propalästinensischer Demonstranten in der Eingangshalle der Sciences Po aufgelöst. Die Räumung verlief weitgehend friedlich.

Die Universität hatte wegen der Proteste am Freitag auf Onlinebetrieb umgestellt, die meisten Gebäude blieben geschlossen. Seit Beginn des Kriegs zwischen Israel und der radikalislamischen Hamas am 7. Oktober war es an Hochschulen in Frankreich immer wieder zu propalästinensischen Kundgebungen und Blockadeaktionen gekommen. Die Polizei schritt mehrfach ein.

Nach Einschätzung der Direktorin des Welternährungsprogramms (WFP) der Vereinten Nationen, Cindy McCain, herrscht im Norden des Gazastreifens bereits eine Hungersnot. „Was ich sagen kann, ist, dass es im Norden eine ausgewachsene Hungersnot gibt, die sich in den Süden ausbreitet“, sagte McCain in einem Interview mit dem US-Fernsehsender NBC.

Klassifizierung folgt komplexem Verfahren

Fachleute warnen seit Längerem vor einer Hungersnot in dem Kriegsgebiet. Bisher ist die Lage in Gaza aber nicht offiziell als solche eingestuft. Eine internationale Klassifizierung als Hungersnot erfolgt erst nach einem komplexen bürokratischen Verfahren. McCain betonte auf Nachfrage, ihre Einschätzung basiere auf dem, was die WFP-Mitarbeiter an Ort und Stelle sähen und erlebten. Sie beklagte eine dramatische humanitäre Lage und betonte: „Es ist so schwer, das anzusehen.“

Es sei nun dringend zu hoffen, dass bald eine Waffenruhe ausgehandelt werde, damit die Menschen im Gazastreifen mit Nahrungsmitteln, Wasser, Medikamenten und sanitären Einrichtungen versorgt werden könnten, sagte McCain weiter. „All das ist Teil der Hungersnot.“

McCain mahnte, die Welt dürfe nicht zulassen, dass es so weitergehe. Gerade in der heutigen Zeit, in der es weltweit mehr als ausreichend Nahrungsmittel gebe, sollte niemand verhungern, betonte die US-Amerikanerin.

Mehrere tausend Menschen haben gestern Abend in der Innenstadt von Tel Aviv für eine Verhandlungslösung zur Freilassung der von der Terrororganisation Hamas im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln demonstriert. Dabei gab es auch laute Kritik am israelischen Regierungschef Benjamin Netanjahu und die Forderung nach Neuwahlen.

„Verhandeln jetzt, zurücktreten später“

„Verhandeln jetzt, zurücktreten später“, stand auf Schildern und Transparenten. Der Vater einer der Geiseln sagte, der Regierung sei ihr eigenes Überleben wichtiger als die Geiseln. Er rief die Regierung auf, einer Waffenruhe im Austausch für eine Rückkehr der Geiseln zuzustimmen.

Wie der Sender Kan unter Berufung auf einen Regierungsvertreter berichtete, schickt Israel anders als die radikalislamische Hamas vorerst kein Team zu den Verhandlungen nach Kairo. Israel werde erst eine Delegation nach Ägypten entsenden, wenn die Hamas auf den Vorschlag für ein Abkommen geantwortet habe, so der Bericht.

Rafah-Offensive „Todesurteil“ für Geiseln

„Netanjahu versucht einmal mehr, die einzige Chance zu torpedieren, die wir haben, um die Geiseln zu retten“, hieß es in einer Stellungnahme der Angehörigen der Geiseln. Eine israelische Offensive in der Stadt Rafah im Süden des Gazastreifens wäre das „Todesurteil“ für die Geiseln, sagte der Bruder eines in Gaza festgehaltenen Mannes. Netanjahu könne „mit dem Blut von 132 Geiseln an den Händen“ nicht Regierungschef bleiben.

Oppositionsführer Jair Lapid sagte, die Regierung sollte ein Verhandlungsteam nach Kairo schicken „und diesem sagen, nicht ohne einen Deal zurückzukehren“.

In Australien hat die Polizei einen laut ihrer Einschätzung „radikalisierten“ 16-Jährigen bei einem Einsatz erschossen, nachdem dieser mit einem Messer einen anderen Menschen in der Stadt Perth verletzt hatte.

Der Jugendliche habe sich beim Eintreffen der Polizei auf die Beamten „gestürzt“ und sei von einem Polizisten erschossen worden, sagte der Premierminister des Bundesstaats Western Australia, Roger Cook, heute. Es gebe Hinweise darauf, dass der 16-Jährige „online radikalisiert wurde“, erläuterte Cook. Er hatte offenbar alleine gehandelt.

Tat möglicherweise angekündigt

Die Polizei hatte nach Angaben des Leiters der Polizeibehörde von Western Australia, Col Blanch, zuvor eine Warnung von einem männlichen Anrufer erhalten, dass er „Gewalttaten“ verüben würde – ohne jedoch seinen Namen oder einen Ort zu nennen. Innerhalb weniger Minuten erreichte dann ein Notruf die Polizei, dass im Perther Vorort Willetton ein „Mann mit einem Messer auf einem Parkplatz herumrennt“.

Der Jugendliche habe die Aufforderung abgelehnt, sein Messer auf den Boden zu legen, sagte Blanch. Daraufhin hätten die Beamten Taser eingesetzt, die aber „nicht den gewünschten Effekt“ gehabt hätten. Der 16-Jährige sei weiter auf einen Polizisten zugegangen, der dann einen Schuss abgefeuert und den Jugendlichen verletzt habe. Er starb später im Krankenhaus.

Inland

Die ÖVP will den Familiennachzug strenger kontrollieren. Zwar waren DNA-Tests bis jetzt auch schon möglich, sie sollen künftig aber häufiger durchgeführt werden, um Verwandtschaften feststellen zu können. Zum Einsatz kommen soll die DNA-Kontrolle schon beim „geringsten Zweifel, ob tatsächlich Verwandtschaftsverhältnisse gegeben sind“, wie ÖVP-Chef und Bundeskanzler Karl Nehammer gestern gegenüber der ZIB1 sagte.

ÖVP plant Verschärfungen im Familiennachzug

Innenministerium und Außenministerium seien bereits angewiesen, eine Strategie auszuarbeiten, so Nehammer. Auf EU-Ebene brauche es zudem schärfere Gesetze, die Überlastung der Nationalstaaten müsse „ein Ende haben“. Deswegen müsse klargestellt sein, dass jene, die nach Österreich einwandern, „auch für sich selbst sorgen und nicht ins Sozialsystem einwandern“, so der ÖVP-Chef.

Die EU-Spitzenkandidatin für die Grünen, Lena Schilling, will „harte Knochenarbeit“ mit ihrer Politik im Europaparlament leisten. Es brauche „Haltung und Herz“, sagte die 23-Jährige gestern in der Ö1-Interviewreihe „Im Journal zu Gast“. Für sie ist Politik nicht nur die Arbeit im Parlament, „sondern auch das, was stattfindet in Schulen, in Betrieben, auf der Straße“.

„In der Mitte ziemlich angekommen“

In Sachen Klimaschutz plädierte Schilling für den Ausbau der Bahnverbindungen und die europaweite Vereinheitlichung der öffentlichen Infrastruktur. Wenn sich Menschen klimafreundlich verhalten, dann müsse man die Möglichkeit schaffen. Dazu gehöre auch, Zugsverbindungen billiger zu machen, um eine Alternative zum Flugverkehr zu bieten.

„Klimaschutz war früher vielleicht ein Nischenthema, das man auf die Seite schieben konnte. Heute befasst sich eigentlich jede Partei damit, wie auch immer sie sich damit befassen“, sagte Schilling.

„Es ist in allen Medien ein Thema. Wir sind in der gesellschaftlichen Mitte ziemlich angekommen. Und jetzt ist die Frage, wie man genau diese gesellschaftliche Stimmung nicht nur mitnehmen kann, sondern dafür wirklich einstehen“, so Schilling.

„Es gibt ein Gegenangebot“

Außer Frage steht für Schilling die Unterstützung der Ukraine. Russland habe die Ukraine angegriffen, „und natürlich muss die Ukraine sich verteidigen können“. Auch wenn Österreich als neutraler Staat eine Sonderstellung hat, sei Zuschauen „keine Option“, so Schilling.

In der Frage der EU-Asyl- und -Migrationspolitik sprach sie sich für einen für alle bindenden Verteilungsschlüssel aus, der auch für Ungarn gelten müsste. Außerdem brauche es faire und schnelle Asylverfahren, die menschenrechtskonform ablaufen. Kritik äußerte Schilling daran, dass die Toten im Mittelmeer im neuen EU-Asyl- und -Migrationspakt nicht erwähnt werden.

Ihr gehe es um Politik, um die Welt ein Stück besser, sozial gerechter und klimagerechter zu machen. „Dass es dann aber Menschen gibt, die genau dieses Zukunftsbild bedrohen, die mit Diktaturen und Regimen, wie dem Kreml-Regime, packeln, nämlich rechte Politiker in ganz Europa, das ist bedrohlich. Aber, ich glaube, es gibt ein Gegenangebot.“

Die Ausgaben des Bundes sind im ersten Quartal deutlich gestiegen. Von Jänner bis März 2024 betrugen die Auszahlungen 28,9 Mrd. Euro und waren somit um 12,4 Prozent höher als im Vergleichszeitraum des Vorjahres, teilte das Finanzministerium gestern in einer Aussendung mit.

Der Anstieg resultiere etwa aus Maßnahmen im Bereich Klima, Umwelt und Energie sowie Gesundheit. Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP) verwies auf bereits beschlossene Investitionen.

Laut Finanzministerium wurden 0,7 Mrd. Euro mehr im Umweltbereich ausgegeben, insbesondere für den Ausbau von erneuerbaren Energieträgern. Im Gesundheitswesen stiegen die Kosten um 0,6 Mrd. Euro, vorwiegend für die Stärkung des niedergelassenen und spitalsambulanten Bereichs. Im Bereich Bundesvermögen gab es ein Plus von 0,4 Mrd. Euro, unter anderem für den Stromkostenzuschuss.

Darüber hinaus kam es zu jeweils rund 0,3 Mrd. Euro höheren Auszahlungen im Bereich der Pflege, vor allem aufgrund der Valorisierung des Pflegegeldes und für Sonderzuwendungen gemäß Lebenshaltungs- und Wohnkosten-Ausgleichs-Gesetz sowie im Bereich Arbeit. Weitere 0,3 Mrd. Euro führten jeweils in der Landesverteidigung für Investitionen sowie im Bereich der Pensionen für Beamtinnen und Beamte aufgrund der Pensionsanpassung 2024 zu Mehrauszahlungen.

Brunner: Spiegel „unseres Engagements“

Zu geringeren Auszahlungen in der Höhe von jeweils 0,4 Mrd. Euro kam es aufgrund des Wegfalls des Zweckzuschusses an die Länder für Wohn- und Heizkostenzuschüsse und der geringeren Refinanzierungskosten des Bundes. Die Einzahlungen des Bundes betrugen 20,8 Mrd. Euro und bewegen sich damit auf einem ähnlichen Niveau wie im Vergleichszeitraum 2023.

Die leicht positive Entwicklung (plus 1,1 Prozent) ist vor allem auf höhere Einzahlungen im Bereich der Arbeitslosenversicherungsbeiträge, auf die positive Verzinsung für Kassenveranlagungen des Bundes und auf Rückflüsse in Zusammenhang mit den EU-Fonds zurückzuführen.

„Die Auszahlungen des ersten Quartals 2024 spiegeln unser Engagement für wichtige Bereiche wie Klimaschutz, Gesundheit und Pflege wider“, kommentierte Brunner selbst die Zahlen.

Ukraine-Krieg

Russische Truppen rücken laut Medienberichten im Osten der Ukraine weiter vor. Das russische Militär habe die Siedlung Archanhelske besetzt, berichtete die ukrainische Nachrichtenagentur UNIAN gestern unter Berufung auf den bekannten Militär-Telegram-Kanal „DeepState“.

Russische Militärblogs hatten die Eroberung bereits einige Stunden zuvor gemeldet. Offiziell gab es aus Kiew keine Reaktion zu den Berichten über den Verlust einer weiteren Ortschaft.

15 Kilometer nördlich von Awdijiwka

Archanhelske liegt etwa 15 Kilometer nördlich von Awdijiwka. Diese zur Festung ausgebaute Kleinstadt unmittelbar vor den Toren der bereits seit 2014 von prorussischen Kräften kontrollierten Industriestadt Donezk mussten die Ukrainer im Februar nach schweren Kämpfen räumen.

Seither ist es Kiew nicht gelungen, die Front in dem Abschnitt zu stabilisieren. Der zunächst als neue Verteidigungslinie geplante Raum zwischen Sjewerne, Orliwka und Berdytschi ist inzwischen unter russischer Kontrolle. Auch der Versuch, die Russen vor Otscheretyne zu stoppen, ist gescheitert.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat nach schweren russischen Luftangriffen trotz einer Reihe von Einschlägen die eigene Flugabwehr gelobt. „Heute hatten unsere Verteidiger des Himmels den ganzen Tag über viel Arbeit“, sagte Selenskyj gestern in seiner täglichen Videoansprache. Beschuss habe es in Charkiw, Odessa und im Gebiet Donezk gegeben.

Keine Bestätigung für Abschuss von russischer Su-25

„Besonders hervorheben möchte ich die 110. mechanisierte Brigade für den Abschuss einer weiteren russischen Su-25 über dem Gebiet Donezk (…)“, sagte Selenskyj. Eine unabhängige Bestätigung für den Abschuss des Kampfflugzeugs gibt es nicht. Selbst der ukrainische Generalstab hatte in seinem Lagebericht zuvor nur das Abfangen einer russischen Lenkwaffe vom Typ Ch-59 als Erfolg für die Flugabwehr vermeldet.

Selenskyj selbst hat in der Vergangenheit immer wieder auf die Probleme der Flugabwehr aufgrund des Mangels an Munition und modernen Systemen hingewiesen.

Trotz der weiter schweren Lage an der Front und der Schäden und Verletzten in den Städten nach den russischen Luftangriffen demonstrierte Selenskyj diesmal allerdings Zuversicht. Russland könne zum Frieden nur gezwungen werden. Das werde dank der Stärke des ukrainischen Volkes und dem internationalen Zusammenhalt aber gelingen, sagte er bezugnehmend auf die Unterstützung des Landes durch westliche Partner.

Wirtschaft

US-Investmentlegende Warren Buffett findet offenbar aktuell keine attraktiven Anlageobjekte und lässt die Reserven seiner Holding Berkshire Hathaway auf Rekordwerte wachsen.

Zum Ende des vergangenen Quartals hatte Berkshire Hathaway rund 189 Milliarden Dollar (etwa 175,5 Mrd. Euro) an Bargeld und in kurzfristig angelegten Staatsanleihen zur Verfügung. Bei dem jährlichen Aktionärstreffen in Omaha gestern sagte Buffett, es sei davon auszugehen, dass die Reserven nach dem laufenden Vierteljahr die Marke von 200 Milliarden Dollar übersteigen würden.

Noch kein Gedanke an Rückzug

Buffett betonte, Berkshire würde das Geld gern angelegen, „aber wir werden es nur für etwas ausgeben, was geringes Risiko hat und uns eine Menge Geld bringen kann“. Berkshire Hathaway gehören unter anderem der Versicherer Geico, die Eisenbahngesellschaft BNSF und der Batteriehersteller Duracell. Die Holding ist auch in der Versicherungsbranche aktiv.

Der 93-jährige Buffett legte bei dem Treffen in einer prall gefüllten Sport- und Entertainmentarena auch seine Präferenzen für eine Nachfolgelösung offen. Wenn es nach ihm ginge, würde er das letzte Wort bei Investmententscheidungen seinem designierten Nachfolger, Greg Abel, überlassen, sagte Buffett. Letztlich werde aber der Verwaltungsrat von Berkshire über die Nachfolgeregelung entscheiden. Buffett hatte Abel, der aktuell das Energiegeschäft von Berkshire führt, bereits 2021 als seinen Nachfolger auf dem Chefposten vorgestellt. Aktuell denkt er allerdings noch nicht daran, sich zurückzuziehen.

Chronik

Die Zahl der Todesopfer durch die schweren Überschwemmungen im Süden Brasiliens steigt immer weiter: Es seien mindestens 57 Menschen getötet worden, teilte die Zivilschutzbehörde des Landes gestern (Ortszeit) mit. Gouverneur Eduardo Leite hatte die Überschwemmungen als die „schlimmste Katastrophe“ in der Geschichte des Bundesstaats bezeichnet.

Der steigende Wasserstand in Rio Grande do Sul belastete die Dämme, erklärte Leite. Er warnte vor einer beispiellosen Katastrophe in der 1,5-Millionen-Einwohner-Stadt Porto Alegre. Dort ordneten die Behörden die Evakuierung erster Stadtteile an. „Vergessen Sie alles, was Sie bisher gesehen haben, in der Metropolregion wird es noch viel schlimmer sein“, sagte Leite.

Offiziellen Angaben zufolge gab es seit Montag in mindestens 300 Gemeinden im Bundesstaat Rio Grande do Sul Schäden, mehr als 70.000 Menschen mussten nach Angaben des Zivilschutzes im Süden Brasiliens ihre Häuser verlassen, mehr als eine Million Haushalte waren ohne Trinkwasser. Zahlreiche Menschen werden vermisst.

Mit einer Razzia mitten im Partyleben mehrerer nordrhein-westfälischer Städte hat die deutsche Polizei gestern Abend nach Verbindungen zwischen kriminellen Familienclans und der „Türsteher-Szene“ gesucht.

650 Polizisten und Polizistinnen seien bei den Aktionen in Köln, Düsseldorf, Dortmund, Essen, Duisburg und Gelsenkirchen im Einsatz gewesen, hieß es heute aus dem nordrhein-westfälischen Innenministerium. Es gehe darum, Informationen über ein noch relativ unbekanntes Feld der Clankriminalität zu bekommen. Auch der Innenminister des deutschen Bundeslandes, Herbert Reul (CDU), war bei der Razzia anwesend.

Komplizierte Konstruktionen

Zuletzt sei vor allem bei Ermittlungen im Ruhrgebiet klar geworden, dass es immer wieder Bezüge zwischen bekannten Clanfamilien und Firmen des Sicherheits- und Bewachungsgewerbes gebe. Oft existiere ein Geflecht aus Subunternehmen, Briefkastenfirmen und wechselnden Gesellschaftern. Ermittler vermuten, dass solche Konstruktionen dazu dienen, Vorschriften zu umgehen und Steuern zu hinterziehen.

Als Clankriminalität bezeichnen die deutschen Behörden Straftaten, die sich aus ethnisch abgeschotteten Subkulturen heraus entwickeln. Meist stammen die Täter in Nordrhein-Westfalen aus türkisch-arabischstämmigen Großfamilien, zuletzt spielten der Polizei zufolge aber auch syrische Clans eine immer größere Rolle.

Allerdings ist der Begriff Clankriminalität umstritten, weil er Menschen mit Migrationshintergrund aufgrund ihrer Familienzugehörigkeit und Herkunft stigmatisieren kann.

Medien

Der ehemalige Fernsehchefredakteur Matthias Schrom verlässt den ORF. Schrom war zuletzt im ORF für das Sonderprojekt „Smart Producing“ zuständig.

Im Herbst 2022 legte Schrom seine Funktion als Chefredakteur zurück, nachdem seine Chats mit dem damaligen FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache bekanntgeworden waren. Der ORF bestätigte, dass Schrom den ORF auf eigenen Wunsch verlasse, um sich neuen Aufgaben zu widmen.

Schrom war mehr als 20 Jahre im ORF in verschiedenen Funktionen tätig. Als Chefredakteur der TV-Information entwickelte er zahlreiche Innovationen. ORF-Generaldirektor Roland Weißmann sagte, er respektiere Schroms Entscheidung und bedanke sich für die jahrzehntelange gute Arbeit.

Kultur

Der Künstler Frank Stella ist tot. Stella, der zu den bedeutendsten US-Künstlern seiner Generation gezählt wurde, sei im Alter von 87 Jahren zu Hause in New York an Krebs gestorben, berichteten die „New York Times“ und die „Washington Post“ unter Berufung auf Harriet McGurk, die Ehefrau des Künstlers.

Ende der 50er Jahre hatte der 1936 in der Ostküstenmetropole Boston geborene Stella die Kunstwelt mit einer Serie von komplett schwarzen Gemälden geschockt. Auf die schwarzen Bilder folgten silberne und kupferfarbene. Im weiteren Verlauf der 60er Jahre gewannen seine Bilder an Farbigkeit, bis hin zur Verwendung fluoreszierender Acrylfarben. Später fertigte Stella auch Reliefs und großformatige Skulpturen an. Konstant blieb das Spiel mit geometrischen Formen.

Die Werke des Künstlers wurden weltweit ausgestellt. Unter anderem widmete ihm das New Yorker Whitney Museum 2015 die Auftakt-Retrospektive im neuen Gebäude, das Museum of Modern Art widmete ihm sogar gleich zwei Retrospektiven.

US-Popikone Madonna hat vor Zehntausenden Menschen am Copacabana-Strand im brasilianischen Rio de Janeiro ein Gratiskonzert gegeben.

Nach Angaben der Stadtverwaltung waren 1,5 Millionen Besucher und Besucherinnen zu der Show gestern Abend (Ortszeit) erwartet worden – wie viele am Ende tatsächlich kamen, war nicht klar. Auf Bidlern waren allerdings große Menschenmassen zu sehen. Mit auf der Bühne standen zwischenzeitlich die brasilianische Sängerin Anitta und eine von Madonnas Töchtern.

Chaos an der Copacabana

Auf Madonnas Website war das Konzert als das größte der mittlerweile 65-jährigen „Königin des Pop“ angekündigt worden. Es war der Abschluss der Welttournee „The Celebration Tour“, mit der Madonna („Like a Virgin“) 40 Jahre Karriere feierte. Die Tour hatte im vergangenen Oktober in London begonnen.

Die Organisation der Veranstaltung gleiche der einer Silvesternacht, hieß es im Vorfeld aus dem Rathaus der südamerikanischen Metropole. Rund 3.000 Einsatzkräfte wurden mobilisiert, Fans blockierten nach Medienberichten mehrere Fahrspuren der Küstenstraße Avenida Atlantica am berühmten Copacabana-Strand, um einen Blick auf die Künstlerin bei einer Probe zu erhaschen. Seit Tagen wurden Madonna-Fanartikel in der Stadt verkauft.

Mit dem Tod von Sängerin Marie Fredriksson im Dezember 2019 war das Ende für die erfolgreiche schwedische Formation Roxette gekommen. Nun kündigte Mastermind Per Gessle an, mit dem umfangreichen Hitkatalog ab 2025 wieder auf Tournee gehen zu wollen. Als Sängerin konnte er dafür den schwedischen Superstar Lena Philipsson verpflichten.

Roxette, 1986 gegründet, startete bereits mit dem zweiten Album „Look Sharp!“ durch, lieferte in der Folge Hits am laufenden Band wie „The Look“, „It Must Have Been Love“ oder „Joyride“ und gilt mit rund 80 Millionen verkauften Tonträgern als eine der erfolgreichsten Popbands der 1980er und 1990er Jahre.

Tournee für 2025 geplant

Fredrikssons Krebserkrankung Anfang der 2000er Jahre zwang das Duo zu einer mehrjährigen Pause. 2009 tauchte die Band in ihre zweite, nicht minder erfolgreiche Karrierephase ein, bis 2016 das endgültige Aus nicht mehr zu umgehen war – die Krankheit war bei Fredriksson zurückgekehrt.

Den letzten Liveauftritt absolvierte Roxette 2016 im südafrikanischen Kapstadt – und dort wird laut Plan am 26. Februar 2025 der Neustart erfolgen. Danach soll eine Tournee folgen.

Leute

Er sehe „wunderbare Dinge“, sagte der britische Ägyptologe Howard Carter, als er als erster Mensch seit wohl mehr als 3.000 Jahren einen Blick in das Grab des Pharaos Tutanchamun werfen konnte. Der Fund des beinahe unberührten Königsgrabs nahe Luxor im Jahr 1922 gilt als Sternstunde der Archäologie.

Der britische Ägyptologe Howard Carter am Sarkophag Tutanchamuns
picturedesk.com/Amr Nabil

Die Entdeckung ist bis heute untrennbar mit dem Namen Carter verbunden, der vor 150 Jahren, am 9. Mai 1874, in London geboren wurde. Carter leitete nicht nur die Ausgrabung, sondern war auch maßgeblich für die Erfassung der Funde zuständig, die er akribisch betrieb und die ein Jahrzehnt dauern sollte.

Fotos der Streitwagen, Statuen, Möbel und Kisten voller Grabbeigaben und nicht zuletzt der reich verzierten Totenmaske gingen um die Welt und lösten eine erneute Welle der Ägypten-Begeisterung aus. Carter veröffentlichte mehrere Bücher über die Entdeckung des Grabes und hielt sich als Kunsthändler über Wasser.

Obwohl ihn die Entdeckung Tutanchamuns weltberühmt machte, wurde Carter in seiner Heimat nicht gewürdigt. Weder gab es einen Ritterschlag oder eine Medaille des Königshauses noch wurde ihm eine Ehrendoktorwürde zuteil. Er starb 1939 vereinsamt im Alter von 64 Jahren.