Ausland

Nach dem Attentat verbessert sich der Zustand des slowakischen Regierungschefs Robert Fico weiter. Er könne inzwischen mit seiner Umgebung kommunizieren, teilte die Klinik in der mittelslowakischen Regionalhauptstadt Banska Bystrica heute mit.

Schon gestern hatten Klinik und Vizepremier Robert Kalinak darüber informiert, dass der 59-Jährige außer Lebensgefahr sei. Eine Überstellung in die Hauptstadt Bratislava sei in den kommenden Tagen noch nicht möglich.

Der Ministerpräsident war vergangene Woche von einem 71-jährigen Attentäter mit mehreren Schüssen lebensgefährlich verletzt worden. Juraj C. hatte nach Angaben der Polizei fünf Schüsse aus unmittelbarer Nähe auf den linkspopulistischen Politiker abgegeben.

Vier Schüsse hätten ihn getroffen und ein Polytrauma, also mehrere schwere Verletzungen gleichzeitig, hervorgerufen, teilte die Klinik später mit.

Neun Tage vor der Parlamentswahl in Südafrika hat das Verfassungsgericht des Landes den ehemaligen Präsidenten Jacob Zuma von der Wahl ausgeschlossen. Weil er 2021 zu einer Haftstrafe von mehr als zwölf Monaten verurteilt wurde, könne er nicht mehr Mitglied der Nationalversammlung werden, erklärte die Richterin Leona Theron bei der Urteilsverkündung heute. Beobachter befürchten, dass der Ausschluss Zumas von der Wahl gewalttätige Proteste seiner Anhänger auslösen könnte.

Südafrikas Ex-Präsident Jacob Zuma
Reuters/Siphiwe Sibeko

Zuma wollte bei der Abstimmung am 29. Mai mit der von ihm gegründeten Partei Umkhonto We Sizwe (MK) antreten. Der 82-Jährige war von 2009 bis 2018 Präsident Südafrikas, damals noch als Mitglied des regierenden Afrikanischen Nationalkongresses (ANC). Wegen einer Serie von Korruptionsskandalen hatte er zurücktreten müssen.

Zu 15 Monaten Haft verurteilt

2021 war Zuma ebenfalls vom Verfassungsgericht zu 15 Monaten Haft verurteilt worden, weil er die Aussage vor einer Untersuchungskommission zu den Korruptionsvorwürfen verweigert hatte. Seine Inhaftierung im Juli 2021 führte zu einer Welle der Gewalt in Südafrika, in deren Verlauf mehr als 350 Menschen getötet wurden. Zuma verbrachte aus gesundheitlichen Gründen am Ende nur etwas mehr als zwei Monate hinter Gittern.

Beobachter erwarten bei der anstehenden Parlamentswahl die engste Wahlentscheidung seit der ersten demokratischen Wahl im Jahr 1994 in Südafrika. Der seit Ende der Apartheid regierende ANC könnte erstmals die absolute Mehrheit im Parlament verlieren und gezwungen sein, eine Koalitionsregierung einzugehen.

Bei einem mutmaßlich israelischen Angriff in Syrien sind Aktivisten zufolge sechs Menschen getötet worden. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit Sitz in Großbritannien berichtete, dass der Angriff heute eine Zentrale der proiranischen Hisbollah nahe der Grenze zum Libanon getroffen habe.

Bei den Opfern soll es sich um Mitglieder der libanesischen Schiitenmiliz gehandelt haben. Es soll weitere Opfer gegeben haben. Das israelische Militär wollte die Angelegenheit auf Nachfrage nicht kommentieren. Die Angaben sind nicht unabhängig überprüfbar.

Israels Luftwaffe bombardiert immer wieder Ziele im benachbarten Syrien. Israel will damit verhindern, dass sein Erzfeind Iran und mit ihm verbündete Milizen ihren militärischen Einfluss in dem Land ausweiten. Der Iran ist einer der wichtigsten Verbündeten Syriens. Seit Beginn des Gaza-Kriegs Anfang Oktober haben die israelischen Angriffe zugenommen.

Hisbollah: Tote bei israelischen Angriffen

Bei israelischen Angriffen im Südlibanon wurden unterdessen libanesischen Angaben zufolge mindestens vier Mitglieder der Hisbollah-Miliz getötet. Die israelische Armee bestätigte die Angriffe. Offiziell bestätigte die Miliz den Tod von drei Kämpfern.

Als Reaktion auf einen der Angriffe hat die vom Iran unterstützte Hisbollah nach eigenen Angaben Raketen auf israelische Ziele abgefeuert. Zudem reklamierte die Miliz weitere Angriffe auf den Norden Israels für sich.

Israel hält an einer Ausweitung des Militäreinsatzes in der Grenzstadt Rafah im südlichen Gazastreifen trotz der Appelle der USA und anderer westlicher Verbündeter fest. Das erklärt Verteidigungsminister Joav Galant bei einem Besuch des nationalen Sicherheitsberaters der US-Regierung, Jake Sullivan.

Sullivan hatte zuvor bei Gesprächen in Israel klargemacht, dass die USA eine großangelegte Offensive in Rafah weiter ablehnen. Sullivan sprach mit dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu und Präsident Jitzchak Herzog in Jerusalem. Wie das Weiße Haus mitteilte, zeigte Sullivan dennoch Verständnis für Israels Bemühungen, die Hamas-Anführer im Gazastreifen zu finden.

Wiederholte Warnungen

In einer Erklärung von Galants Büro heißt es: „Wir sind entschlossen, den Bodeneinsatz in Rafah auszuweiten, um die Hamas zu zerschlagen und die Geiseln zu befreien.“ Die US-Regierung Israel hatte wiederholt gewarnt, dass sie eine Offensive auf Rafah ohne ein glaubwürdiges Konzept zum Schutz der Hunderttausenden Zivilisten und Zivilistinnen in der Stadt nicht unterstützen werde.

Rafah gilt als letzte Bastion der militant-islamistischen Palästinenser-Organisation Hamas im Gazastreifen. Dort haben zahlreiche Zivilisten vor den seit Monaten andauernden Kämpfen Zuflucht gesucht, die durch den Überfall der Hamas auf Israel am 7. Oktober ausgelöst wurden.

Netanjahu: „Ausführlich diskutiert“

Netanjahu schrieb nach dem Treffen mit Sullivan auf X, die Fortsetzung des Krieges, insbesondere das Vorgehen in Rafah, und die humanitären Bemühungen seien ausführlich diskutiert worden. Laut Weißem Haus ging es dabei auch um die Einrichtung fester Korridore innerhalb Gazas, um zu gewährleisten, dass die Hilfsgüter notleidende Zivilisten auch erreichen. Seit Freitag kommen Hilfsgüter auch über eine von den USA eingerichtete schwimmende Anlegestelle über das Meer nach Gaza.

Gesundheitsbehörde: Fast 35.600 Tote im Gazastreifen

Im Gazastreifen sind nach Angaben der dortigen Gesundheitsbehörde seit Beginn der israelischen Militäroffensive gegen die Hamas Anfang Oktober mindestens 35.562 Menschen getötet worden. Allein in den vergangenen 24 Stunden habe es 106 Tote gegeben. Die Zahl der verletzten Palästinenserinnen und Palästinenser sei um 176 auf mindestens 79.652 gestiegen, teilte die Behörde mit.

Die Zahlen dürften weitaus höher sein, da viele Menschen vermisst werden und zahlreiche Tote unter den Trümmern zerstörter Gebäude verschüttet sind. Die Vereinten Nationen haben die Angaben der Gesundheitsbehörde mehrfach als glaubhaft bezeichnet.

Das georgische Parlament wird das Veto von Präsidentin Salome Surabischwili gegen das umstrittene Kontrollgesetz für Nichtregierungsorganisationen einem Medienbericht zufolge wie erwartet überstimmen. Das meldet die russische Nachrichtenagentur TASS heute unter Berufung auf den Parlamentspräsidenten.

Ein Zeitpunkt für das Votum wurde nicht genannt. Das Parlament hatte in der vergangenen Woche in dritter und letzter Lesung das Gesetz verabschiedet, wonach sich Organisationen, die mehr als 20 Prozent ihrer Finanzmittel aus dem Ausland erhalten, als „Agenten ausländischer Einflussnahme“ registrieren lassen müssen.

Massenprotesten gegen Gesetz

Seit Wochen kommt es zu Massenprotesten gegen das Gesetz. Kritikerinnen und Kritiker sehen Parallelen zu einem Gesetz in Russland, mit dem die Regierung dort gegen Opposition und Teile der Gesellschaft vorgeht. Die Regierung in Tiflis verteidigt das Vorhaben als Stärkung von Transparenz und nationaler Souveränität.

Surabischwili hatte am Samstag ihr Veto gegen das Gesetz eingelegt. Die Präsidentin kann allerdings durch eine weitere Abstimmung im Parlament überstimmt werden. Der Streit über das Gesetz gilt als richtungsweisend dafür, ob die Ex-Sowjetrepublik, wie von der Regierungspartei „Georgischer Traum“ offiziell propagiert, auf eine Mitgliedschaft in EU und NATO hinarbeitet oder die Beziehungen zu Russland verstärken will.

Sorge in Deutschland und Frankreich

Nach der Verabschiedung des umstrittenen Gesetzes kritisierten Deutschland und Frankreich die Regierung in Tiflis scharf. Sie seien „zutiefst besorgt über die Lage in Georgien“, erklärten Kanzler Olaf Scholz (SPD) und Präsident Emmanuel Macron gestern gemeinsam. Die georgische Regierung handle „gegen unsere gemeinsamen europäischen Werte und die Bestrebungen der georgischen Bevölkerung“.

Ukraine-Krieg

Die Ukraine dementiert, dass russische Truppen das Dorf Bilogoriwka im Osten des Landes unter Kontrolle haben. „Die Verteidigungskräfte halten seit geraumer Zeit den Ansturm des Feindes zurück, der versucht, irgendwie in das Gebiet von Bilogoriwka vorzudringen“, teilte der Kiewer Generalstab auf Facebook mit.

Zuvor hatte der Kreml verkündet, das Dorf in der Region Luhansk im Osten des Landes eingenommen zu haben. Infolge von Kämpfen „haben die Einheiten der Truppengruppe Süd die Ortschaft Bilogoriwka in der Volksrepublik Luhansk vollständig befreit und günstigere Positionen besetzt“, so das russische Verteidigungsministerium. Die Angaben können nicht unabhängig verifiziert werden.

Luhansk ist eine der vier ukrainischen Regionen, die Moskau im Jahr 2022 für annektiert erklärt hat. Seit Langem ist es eine Priorität für den Kreml, die vollständige Kontrolle über diese Gebiete zu gewinnen.

Die ukrainische Armee stand in den vergangenen zwei Wochen unter starkem Druck: Sie muss eine neue russische Offensive in der Region Charkiw abwehren, während sie zugleich an der Front mit Munitionsengpässen zu kämpfen hat. Moskau gibt an, in der vergangenen Woche eine Reihe von Fortschritten gemacht zu haben.

Inland

Die Bundesregierung wird beim kommenden Ministerrat am Mittwoch Hilfszahlungen in Höhe von fünf Millionen Euro an den Ukraine Energy Support Fund freigeben. Das Geld diene dem Wiederaufbau der nach über zwei Jahren Krieg stark zerstörten ukrainischen Energieinfrastruktur, wie das Klimaschutzministerium heute in einer Aussendung bekanntgab. Bereits im Vorjahr habe das Ministerium von Leonore Gewessler (Grüne) zehn Millionen Euro zur Verfügung gestellt.

„Auch Österreich als neutrales Land hat in diesem Krieg die Verpflichtung, auf der Seite der Menschlichkeit zu stehen“, sagte Gewessler. Mit dem Geld wolle man einen Beitrag leisten, den Wiederaufbau „zumindest etwas zu vereinfachen“. Der ukrainische Botschafter in Österreich, Wassyl Chymynez, bedankte sich für ein „starkes Signal der Solidarität“.

Geld für Energieinfrastruktur

„Vor dem Hintergrund der russischen Bemühungen, die Energieinfrastruktur in der Ukraine durch Luftangriffe sowie Artilleriebeschüsse zu zerstören, ist diese finanzielle Hilfe der Bundesregierung extrem wichtig, um Objekte der Energieinfrastruktur wiederherzustellen und die Menschen in der Ukraine mit Strom zu versorgen“, sagte Chymynez.

Die Gelder kommen aus dem Budget des Klimaschutzministeriums. Das Geld wird in der Ukraine über die Energy Community verteilt und zur Beschaffung von dringend notwendigen Ersatzteilen, Generatoren und für die Reparatur von Leitungen eingesetzt.

Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) hat sich noch für diese Legislaturperiode ein neues Berufsbild für pädagogisches Unterstützungspersonal vorgenommen, aktuell laufen dazu Abstimmungen des Ressorts mit Ländern und Gemeindebund.

Für die Gewerkschaft GPA ist ein Beschluss der Reform im Parlament noch vor dem Sommer allerdings unrealistisch. „Das kann man sicher nicht von heute auf morgen übers Knie brechen“, sagte GPA-Bundesgeschäftsführer Karl Dürtscher zur APA.

Strukturelle Änderungen vorgesehen

Ziel der Reform ist, dass sich die Freizeitpädagogen und -pädagoginnen nicht mehr nur im reinen Freizeitteil (in der Regel nachmittags) um die Schülerinnen und Schüler kümmern, sondern sie auch am Vormittag etwa beim Üben unterstützen oder bei Lehrausgängen begleiten können.

Außerdem soll das gesamte pädagogische Personal an den Pflichtschulen über den Stellenplan beim Land und nicht mehr über externe Organisationen angestellt werden, durch das neue Modell soll es auch erstmals langfristige Finanzierungssicherheit geben.

Wirtschaft

Neue Grenzkontrollen nach dem Brexit kosten die britischen Steuerzahlenden nach Berechnungen des Rechnungshofs mindestens 4,7 Mrd. Pfund (5,5 Mrd Euro). Wiederholte Änderungen und Verzögerungen bei der Einführung vollständiger Einfuhrkontrollen hätten zu Unsicherheit für Unternehmen sowie zusätzlichen Kosten für Regierung und Häfen geführt, teilte die Behörde heute in London mit.

Die britische Regierung hatte zum Austritt aus der EU angekündigt, das Vereinigte Königreich werde bis 2025 „die effektivste Grenze der Welt“ haben. Allerdings betonte der Rechnungshof, der Strategie fehle ein klarer Zeitplan und ein integrierter regierungsübergreifender Umsetzungsplan. Die Regierung hingegen betonte, sie mache gute Fortschritte.

62 Mio. Pfund für ungenutzte Grenzgebäude

Großbritannien war Ende Jänner 2020 aus der EU ausgetreten. Nach einer Übergangsphase ist das Land seit 2021 nicht mehr Mitglied der EU-Zollunion und des Binnenmarkts. Die EU hatte zum 1. Jänner 2021 vollständige Einfuhrkontrollen an der neuen Außengrenze eingeführt. Großbritannien hingegen hat das bisher fünfmal verschoben.

Die Regierung habe Geld für Infrastruktur und Personal ausgegeben, die letztlich nicht benötigt worden seien, urteilte der Rechnungshof. So wurden allein für zwei Grenzkontrollgebäude bei Dover, die nie genutzt wurden, rund 62 Millionen Pfund bezahlt.

„Übergangsphase“?

„Der Austritt Großbritanniens aus der EU hat zu einer weitreichenden Änderung der Regelungen für den Warenverkehr über die Grenze geführt“, sagte der Chef des Rechnungshofs, Gareth Davies. „Allerdings ist mehr als drei Jahre nach dem Ende der Übergangsphase immer noch nicht klar, wann vollständige Kontrollen eingeführt werden.“

Derzeit sind teilweise Importkontrollen in Kraft. Seit Ende April sollen tierische und pflanzliche Produkte bei der Einfuhr überprüft werden. Lebensmittelimporteure müssen seitdem auf manche Produkte wie Wurst, Käse und Joghurt, aber auch Schnittblumen eine „common user charge“ von bis zu 145 Pfund (169 Euro) pro Ladung bezahlen. Experten und Unternehmen warnen vor längeren Lieferzeiten, mehr Bürokratie und höheren Kosten – die letztlich die Verbraucherinnen und Verbraucher in Großbritannien stemmen müssten.

Chinesische Spionagetätigkeiten machen dem Verfassungsschutz Sorge. Dabei geht es, wie dem aktuellen Verfassungsschutzbericht zu entnehmen ist, vor allem um Aktivitäten im wirtschaftlichen Bereich. Doch die Verfassungsschützer sehen auch die Anwesenheit chinesischer Studierender an den österreichischen Unis kritisch.

Viele österreichische „Hidden Champions“ seien zwar in der Lage, marktführende Produkte herzustellen, verfügten aber nicht über einen ebenso hohen Standard bei ihrer IT-Sicherheitsinfrastruktur, schreiben die Autoren des Berichts. Zudem mangle es vielen Klein- und Mittelbetrieben, Start-ups und Forschungszentren an Bewusstsein im Hinblick auf die eigene Attraktivität für chinesische Nachrichtendienste.

„Lohnende Ziele“

Diese Vulnerabilitäten machten österreichische Unternehmen und Universitäten zu besonders lohnenden Zielen für chinesische Aktivitäten und erleichterten chinesischen Hackern den Diebstahl von sensibler Information. Oft blieben derlei Angriffe lange Zeit unbemerkt.

Festgehalten wird, dass Österreich in Bezug auf Spionage durch ausländische Dienste eine Sonderstellung habe. Denn diese sei mit Ausnahmen nur dann gerichtlich strafbar, wenn sie gegen österreichische Interessen gerichtet sei. Das mache Österreich zu einem prädestinierten Zielland für ausländische Nachrichtendienste, vor allem als Plattform für Spionageaktivitäten gegen andere EU-Länder.

Vorteile für China

Davon profitiert nach Ansicht des Verfassungsschutzes auch China. Das Land ziehe immense Vorteile aus der liberalen österreichischen Rechtslage, aber auch aus der Offenheit des österreichischen Wissenschafts- und Wirtschaftssystems.

Daraus ergäben sich kurz- und langfristig auftretende Risiken wie etwa die Problematik des Abflusses von Wissen und Expertise von Österreich nach China. Auch eine verminderte Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschafts- und Wissenschaftsstandortes Österreich, ein Innovationsrückstand in zukunftsweisenden technologischen Bereichen sowie der damit verbundene Wohlstandsverlust seien potenzielle Kollateralschäden chinesischer Spionage.

EU

Die FPÖ wünscht sich den ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orban als EU-Kommissionspräsidenten. „Ich glaube, dass er Europa guttäte“, sagte der FPÖ-EU-Spitzenkandidat Harald Vilimsky im APA-Interview. „Er ist die Antithese zu dem ganzen EU-Establishment. Er ist ein Garant dafür, dass illegale Migration in dieser Intensität nicht möglich ist.“ Vilimsky drohte auch damit, dass Österreich unter einer FPÖ-geführten Bundesregierung die Zahlungen an Brüssel einstellen könnte.

„Selbstverständlich, ja“, antwortete Vilimsky auf die Frage, ob ein FPÖ-Finanzminister die EU-Beitragszahlungen stoppen könnte. Zum Hinweis, dass die EU-Zahlungen in mehrjährigen Abständen vereinbart werden (der aktuelle Finanzrahmen läuft bis zum Jahr 2027), sagte der FPÖ-Delegationsleiter: „Jede Reise beginnt mit einem ersten Schritt.“

Gegen Austritt Österreichs aus EU

Einem Austritt Österreichs erteilte Vilimsky aber eine klare Absage. Die FPÖ wolle die europäische Zusammenarbeit. „Wir wollen nur die Leute austauschen, weil die falsche Inhalte bringen. Wir wollen die Europäische Union verschlanken, wir wollen Kompetenzen zurückholen in die Parlamente der Mitgliedsstaaten, dass wir wieder mehr direkte Demokratie haben.“

Empört wies Vilimsky den von seinen politischen Gegnern hartnäckig erhobenen Vorwurf einer russischen Schlagseite zurück und verwies auf seine engen und regen Kontakte in die USA. „Ich sehe mich in österreichischer Tradition inmitten der Kraftfelder“, betonte er. Nicht rütteln will er an der Neutralität. So solle Österreich auch einem angegriffenen EU-Mitgliedsstaat nicht militärisch zu Hilfe kommen. „Wir sind neutral. Wir können nicht in einen Krieg eintreten“, stellte er klar.

Heute ist in der EU eine neue Verordnung mit strengeren Regeln für Müllexporte in Drittstaaten in Kraft getreten. Ziel sei sicherzustellen, dass die EU mehr Verantwortung für ihre Abfälle übernehme, teilte die EU-Kommission mit. Seit 2004 haben die Abfallausfuhren aus der EU in Nicht-EU-Länder demnach um 72 Prozent zugenommen. Im vergangenen Jahr seien es 35 Millionen Tonnen Müll gewesen.

Ab Mai 2027 soll Müll den Angaben nach nur noch dann in Länder außerhalb der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) exportiert werden, wenn das Zielland explizit zustimmt und eine nachhaltige Verarbeitung des Mülls nachweisen kann.

„Abschreckendere Sanktionen“

Schon ein halbes Jahr früher, ab November 2026, werde außerdem für zweieinhalb Jahre die Ausfuhr von Kunststoffabfällen in Nicht-OECD-Länder verboten. Der OECD gehören die meisten EU-Länder an, aber auch zum Beispiel die USA, Türkei und Mexiko. Auch zur Bekämpfung des illegalen Abfallhandels soll die neue Verordnung beitragen, etwa durch „abschreckendere Sanktionen gegen Kriminelle“.

Der Kommission zufolge ergänzen die Vorschriften die neue Richtlinie über Umweltkriminalität, die ebenfalls an diesem Montag in Kraft getreten ist. Diese umfasst den Angaben nach eine Liste der schwersten Verstöße gegen Umweltauflagen.

Meiste Abfälle gingen in die Türkei

Die Mitgliedsstaaten müssten sicherstellen, dass diese in ihrem nationalen Recht als Straftaten gelten, hieß es. Als Beispiele für neu eingeführte Kategorien von Straftaten werden etwa schwerwiegende Verstöße gegen die Vorschriften über Chemikalien oder illegale Wasserentnahme genannt.

Nach den jüngsten Zahlen des Statistikamts Eurostat zu den Zielländern der Müllexporte aus der EU ging 2022 der meiste Abfall in die Türkei (12,4 Mio. Tonnen), gefolgt von Indien (3,5 Mio. Tonnen) und dem Vereinigten Königreich (2,0 Mio. Tonnen).

Umwelt & Klima

Angesichts einer Zunahme des Tourismus in der stark vom Klimawandel betroffenen Antarktisregion fordern Umweltschutzorganisationen ein Gegensteuern. „Die bevorstehende Antarktis-Konferenz bietet eine entscheidende Gelegenheit, endlich durchsetzbare Vorschriften zu erlassen und Auswirkungen auf die biologische Vielfalt der Antarktis zu verhindern“, sagte Claire Christian, Geschäftsführerin der Antarctic and Southern Ocean Coalition (ASOC), heute im indischen Kochi.

Dort findet das Treffen der Konsultativvertragsparteien des Antarktis-Vertrages (ATCM) bis zum Donnerstag kommender Woche statt. Bisherige Bemühungen um eine bessere Regulierung des Antarktis-Tourismus waren weitgehend erfolglos.

Besuche verzehnfacht

Seit den frühen 1990er Jahren hat der Antarktis-Tourismus laut der Weltnaturschutzunion IUCN deutlich zugenommen. So habe sich die Zahl ankommender Gäste zwischen 1992 und 2020 verzehnfacht – auf 75.000 in der Saison 2019 bis 2020. In den Jahren 2022 bis 2023 seien es gar knapp 105.000 Touristen und Touristinnen gewesen.

Mehr Touristen und Forschungsstationen bedeuteten auch mehr in die Gewässer gelangendes Mikroplastik sowie Abwässer, beklagt die ASOC. Außerdem strebt die Vereinigung regierungsunabhängiger Umweltschutzorganisationen die Ausweisung des Kaiserpinguins als besonders geschützte Art an, da der Bestand im Zuge des Klimawandels stark abzunehmen drohe.

Generell reißen die schlimmen Nachrichten zum Zustand der Antarktis nicht ab. Das Meereis schmilzt rasant, Fischbestände sind stark überbeansprucht, kürzlich wurde zudem die Vogelgrippe erstmals auch dort nachgewiesen.

Chronik

Etwa acht Wochen nach dem Einsturz einer großen Autobahnbrücke in der US-Stadt Baltimore ist das Containerschiff, das die Brücke gerammt hatte, von der Unfallstelle entfernt worden.

Der Frachter wurde heute „schwimmfähig“ gemacht und mithilfe von Schleppbooten in Richtung des Hafens von Baltimore bewegt. Dort soll der Frachter entladen werden. Vor ein paar Tagen wurden bereits Trümmerteile gesprengt, die auf das Schiff gestürzt waren und es so festgesetzt hatten.

Beschädigtes Frachtschiff „Dali“
Reuters/Nathan Howard

Ende März hatte das Containerschiff „Dali“ einen Stützpfeiler der Francis Scott Key Bridge gerammt und die mehr als 2,5 Kilometer lange, vierspurige Autobahnbrücke so zum Einsturz gebracht. Die Aufräumarbeiten laufen schon länger.

Ein Teil der gewaltigen Brückenkonstruktion war bei dem Unglück auf das Schiff gekracht und hatte dessen Abtransport daher lange unmöglich gemacht. Nach dem Abtransport des Frachters soll sich der Schiffsverkehr rund um den Hafen von Baltimore wieder normalisieren.

Nach einem Schiffsunglück auf der ungarischen Donau mit zwei Toten und fünf Vermissten hat die ungarische Polizei den Kapitän des mutmaßlich beteiligten Flusskreuzfahrtschiffs festgenommen.

Der Seemann werde der unterlassenen Hilfeleistung mit Todesfolge verdächtigt, teilte die Behörde heute auf ihrer Website mit. Die Polizei geht davon aus, dass die „MS Heidelberg“ am späten Samstagabend nahe Veröce, 50 Kilometer nördlich von Budapest, mit einem Motorboot zusammengestoßen war.

Suche nach Vermissten dauert an

Ein Passagier des Motorboots hatte sich schwer verletzt ans Ufer gerettet. Noch in derselben Nacht bargen Rettungskräfte die Leichen eines Mannes und einer Frau.

Nach weiteren drei Männern und zwei Frauen, die sich in dem Boot befunden hatten, suchten Polizei und Rettungsmannschaften auch heute noch mit großen Aufgeboten. Die Rettungsdienste schätzten die Chancen, sie noch lebend zu finden, als minimal ein.

Weiterfahrt nach Kollision

Das Hotelschiff fuhr nach der mutmaßlichen Kollision weiter. Die Polizei setzte es gestern in der etwa 90 Kilometer entfernten Stadt Komarom fest. Am Rumpf des Schiffes waren Beschädigungen zu sehen. Nach eigenen Angaben vernahm die Polizei die Besatzungsmitglieder und die Passagiere des Kreuzfahrtschiffes. Zur Staatsbürgerschaft des festgenommenen Kapitäns machte sie keine Angaben.

Nach Medienberichten befand sich die „MS Heidelberg“, die unter Schweizer Flagge fährt, auf dem Weg von Budapest nach Passau. An Bord des 110 Meter langen Hotelschiffs sollen sich 110 Passagiere aufgehalten haben.

Bis zu 90.000 Gäste aus Österreich und Deutschland haben sich von schlechten Wetterprognosen nicht abschrecken lassen und am Pfingstwochenende den friaulischen Badeort Lignano gestürmt.

Dabei kam es trotz starker Polizeikontrollen zu Alkoholexzessen. 30 Personen mussten durch die Rettung erstversorgt, 15 Männer – alkoholbedingt – in Spitäler eingeliefert werden. Ein Dutzend Personen wurde wegen Schlägereien angezeigt, berichteten lokale Medien.

Polizei aufgestockt

Lignano hatte für das Pfingstwochenende die Sicherheitskräfte aufgestockt. Deutschsprachige Polizisten und Polizistinnen aus Südtirol sowie Hundeeinheiten aus Trient sowie Kärntner Beamtinnen und Beamte unterstützten die Kolleginnen und Kollegen.

Einige Gäste in Partylaune zündeten dennoch Rauchbomben an. Es kam zu Streitereien und Ausschreitungen. Die Polizei musste daraufhin einschreiten. Zudem seien die Straßen durch Müll stark verschmutzt worden, hieß es.

Unterkünfte ausgebucht

Die Hotels und Campingplätze waren ausgebucht. Weitere Urlauberinnen und Urlauber ohne feste Unterkunft übernachteten am Strand oder in Autos. Mehrere schlafende Burschen wurden in Blumenbeeten im Stadtzentrum gefunden.

Der Ausschank und Verkauf von Getränken in Gläsern und Dosen mit Ausnahme der Tischbedienung sowie Musik nach 1.00 Uhr war über das ganze Wochenende verboten. Viele Geschäftsleute im Zentrum hatten für das Partywochenende Sicherheitspersonal eingestellt, um ihre Lokale zu schützen.

Oben-ohne-Verordnung missachtet

Dennoch wurden am Montag in der Früh zahlreiche Einkaufswagen aus Supermärkten mitten im Ortszentrum gefunden. Die Stadtbewohner beklagten starke Lärmbelästigung. Zudem hätten Touristinnen und Touristen, die von der Stadtverwaltung vor Kurzem verhängte Oben-ohne-Verordnung nicht beachtet, ärgerten sich die Einheimischen. Zahlreiche Urlaubsgäste seien in Bikinis oder Badehosen durch das Zentrum der Ortschaft spaziert.

Auf dem Autobahnnetz in Friaul wird am Pfingstmontag mit starkem Verkehr gerechnet. Die Autobahngesellschaft Autostrade Alto Adriatico wies auf mögliche Verzögerungen und Staus auf mehreren Streckenabschnitten hin.

Kultur

Mit mildem Amüsement wurde Kevin Costners Westernepos „Horizon – An American Saga“ in Cannes empfangen, das harmlose erste Kapitel einer Tetralogie über das Leben im Wilden Westen, beginnend im Jahr 1859, noch vor dem Sezessionskrieg.

Die vier Teile umfassende Handlung kreist um eine Siedlung namens Horizon, die an einer von Indigenen genutzten Flussquerung liegt, und die von den ansässigen Apachen immer wieder niedergebrannt wird. Lediglich die ersten beiden Kapitel sind bisher abgedreht, das erste soll am 22. August ins Kino kommen.

Filmstill Horizon
Festival Cannes

„Ich habe den Dreh zum dritten Teil extra unterbrochen, um herzukommen“, so Costner – allerdings weniger aus Liebe zum Festival, sondern weil ihm das Geld auszugehen droht: „Wir sollten uns im Hafen vor eine dieser Jachten stellen und die reichen Leute nicht mehr runterlassen, bis sie mir Geld gegeben haben“, scherzte er.

Auf vertrautem Terrain

Costner, der Drehbuch und Regie übernommen hat, ist mit dem Projekt auf vertrautem Terrain: Seit seiner ersten Regiearbeit „Der mit dem Wolf tanzt“ 1990 ist er oft zum Western zurückgekehrt, etwa 2003 mit „Open Range – Weites Land“, und als Schauspieler mit der Serie „Yellowstone“.

„Trotzdem glaubt mir niemand, dass ich das kann“, beschwerte sich Costner: „‚Der mit dem Wolf tanzt‘ und ‚Open Range‘ sind ganz und gar amerikanische Filme, aber jetzt wollte mir niemand aus meinem Land Geld geben.“ Ganz zu verdenken ist es den potenziellen Financiers aber nicht.

Ein Western wie damals

„Horizon“ hat den angeranzten Charme eines soliden Western aus den 90er Jahren – ganz so, als seien die vergangenen 25 Jahre mit ihren Westernneuerfindungen, bis hin zu Martin Scorseses „Killers of the Flower Moon“, nie passiert.

Die vielen Handlungsstränge, die teils unter Soldaten, in einem Siedlertreck, unter Apachen, Goldsuchern und Prostituierten spielen, finden in diesem dreistündigen ersten Kapitel kaum mehr Platz als für eine kurze Einführung.

Kevin Costner mit Crew in Cannes
Reuters/Sarah Meyssonnier

Sienna Miller spielt eine Familienmutter, die zu einer Handvoll von Überlebenden nach der Zerstörung von Horizon zählt, Sam Worthington spielt ihren Retter, einen Soldaten. Costner selbst ist ein durchreisender Einzelgänger, der in eine Geschichte um ein entführtes Baby verwickelt wird.

Der zweite Teil, der im November starten soll, spielt etwa zehn Jahre später, und „für den dritten Teil würde ich gerne wieder nach Cannes kommen“, so Costner. Für Eskapismus ist diese Sorte Kino jedenfalls ideal.