Ausland

Die USA haben nach Angaben eines hochrangigen Regierungsvertreters eine Bombenlieferung an Israel wegen „Bedenken“ hinsichtlich einer israelischen Offensive in der Stadt Rafah im Gazastreifen ausgesetzt.

Die Lieferung, die in der vergangenen Woche ausgesetzt worden sei, umfasse 1.800 907-Kilogramm-Bomben und 1.700 226-Kilogramm-Bomben, sagte der Regierungsvertreter gestern (Ortszeit), der anonym bleiben wollte. Israel sei nicht vollständig auf „Bedenken“ der USA hinsichtlich der israelischen Pläne für eine Offensive in Rafah eingegangen.

Es sei noch keine endgültige Entscheidung darüber getroffen worden, wie mit dieser Lieferung verfahren werde, sagte der Regierungsvertreter weiter.

USA lehnen Rafah-Offensive ab

Die Entscheidung der US-Regierung fiel, als Israel vor einer größeren Bodenoffensive in Rafah zu stehen schien – was die USA ablehnen. Vertreter Israels und der USA hätten Alternativen diskutiert, sagte der US-Regierungsvertreter. Diese Gespräche dauerten jedoch noch an und hätten die „Bedenken“ der Vereinigten Staaten nicht vollständig berücksichtigt.

Israel hatte gestern Panzer nach Rafah geschickt und die Kontrolle über den Grenzübergang zu Ägypten übernommen. Das Weiße Haus hatte zuvor erklärt, Israel habe zugesagt, dass es sich um eine „begrenzte Operation“ handele.

Wenige Tage nach dem Überfall auf den sächsischen SPD-Europaabgeordneten Matthias Ecke ist es Deutschland neuerlich auf Attacken zu Politikerinnen gekommen. In Berlin erlitt Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (SPD) bei einem tätlichen Angriff leichte Verletzungen. In Dresden wurde eine 47 Jahre alte Grün-Politikerin beim Aufhängen von Wahlplakaten attackiert, die Polizei stellte zwei Verdächtige.

Unvermittelter Angriff

Giffey (SPD) wurde gestern Nachmittag in einer Bibliothek im Stadtteil Rudow attackiert. Ein Mann habe die frühere Regierende Bürgermeisterin unvermittelt „von hinten mit einem Beutel, gefüllt mit hartem Inhalt, attackiert und am Kopf sowie am Nacken getroffen“, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft Berlin in der Nacht auf heute mit. Giffey begab sich kurzzeitig zur ambulanten Behandlung von Kopf- und Nackenschmerzen in ein Krankenhaus. Der Polizeiliche Staatsschutz habe die Ermittlungen übernommen.

Die Grün-Politikerin in Dresden – deren Namen die Polizei zunächst nicht bekanntgeben wollte – wurde gestern Abend von einem 34-jährigen Mann beiseite gestoßen, beleidigt und bedroht, teilte die Polizeidirektion Dresden mit. Er soll auch zwei Wahlplakate heruntergerissen haben. Eine 24-jährige Frau sei dazugekommen und habe die Politikerin – die in Begleitung von Helfern und einem Drehteam war – unvermittelt bespuckt. Die Polizei stellte die beiden in unmittelbarer Nähe.

Gegen den 34-jährigen Deutschen werde wegen Körperverletzung, Bedrohung, Beleidigung und Sachbeschädigung ermittelt und gegen die 24-jährige Deutsche wegen Körperverletzung. Weil die beiden zuvor bei einer Gruppe gestanden haben sollen, aus der heraus der Hitlergruß gezeigt worden sein soll, werde außerdem wegen des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen gegen sie ermittelt.

Innenminister wollen härtere Strafen prüfen

Gestern hatten sich die Innenminister von Bund und Ländern vor dem Hintergrund der Angriffe zu einer Sondersitzung getroffen und sich zum besseren Schutz von Politikern und Wahlkämpfern auch für eine Verschärfung des Strafrechts ausgesprochen. Die deutsche Innenministerin Nancy Faeser (SPD) und die Innenministerkonferenz der Länder forderten bei der Videokonferenz ein Ende von Gewalt und Hetze.

Israel hat eine Delegation für weitere Gespräche über eine Waffenruhe im Gazastreifen und die Freilassung der Hamas-Geiseln nach Kairo geschickt. Das Verhandlungsteam sei in der ägyptischen Hauptstadt eingetroffen, teilte der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu gestern in einer Erklärung mit. Es habe die Anweisung, „fest auf die notwendigen Bedingungen“ zu bestehen, um die Freilassung der Geiseln zu erreichen.

Laut Netanjahu habe die Hamas versucht, mit der Zustimmung zu einem neuen Verhandlungsvorschlag die israelische Offensive in Rafah zu torpedieren. „Dies ist nicht geschehen“, sagte Netanyahu in einer Videobotschaft am Abend.

Warten auf Durchbruch

Bei den indirekten Verhandlungen zwischen Israel und der Hamas geht es um eine Waffenruhe im Gazastreifen und eine Freilassung der in das Palästinensergebiet verschleppten Geiseln. Hamas-Vertreter hatten zuletzt am Wochenende in der ägyptischen Hauptstadt Kairo Gespräche mit Vermittlern aus Ägypten und Katar geführt. Israel war zunächst nicht in Kairo vertreten, der erhoffte Durchbruch blieb aus.

Am Sonntag war die Hamas-Delegation wieder abgereist, am Montag erklärte die Hamas, dass sie dem Plan der Vermittlerstaaten Ägypten und Katar für eine Waffenruhe zugestimmt habe. Gestern wollte sie nach Angaben des Hamas-Vertreters in Katars Hauptstadt Doha erneut aufbrechen, um die Verhandlungen in Kairo „abzuschließen“.

Die israelische Regierung hält trotz starker internationaler Kritik an ihren Plänen für eine Bodenoffensive in Rafah fest. Sie rief die Bewohner im Osten der Stadt im Süden des Gazastreifens am Montag zur Evakuierung auf und rückte mittlerweile bereits in den Osten der Stadt vor. Dies löste internationale Warnungen vor einer für die Zivilbevölkerung folgenschweren Großoffensive in Rafah aus.

Lesen Sie mehr …

Der offizielle Beginn des Gerichtsprozesses gegen den früheren US-Präsidenten Donald Trump in der Affäre um geheime Regierungsdokumente ist auf unbestimmte Zeit verschoben worden. Der geplante Verfahrensbeginn am 20. Mai sei aufgehoben, kündigte die zuständige Richterin Aileen Cannon gestern in einem Schreiben an.

Grund dafür seien offene Rechtsfragen. Damit gilt als unwahrscheinlich, dass der Prozess vor der Präsidentenwahl im November startet. Die Entscheidung ist ein Erfolg für den Republikaner, da dieser versucht, einen möglichen Prozessbeginn so weit wie möglich hinauszuzögern. Der 77-Jährige will nach der Präsidentenwahl wieder ins Weiße Haus einziehen.

Trump war in der Dokumentenaffäre im vergangenen Jahr auf Bundesebene angeklagt worden. Ihm wird in diesem Fall die gesetzeswidrige Aufbewahrung höchst sensibler Informationen aus seiner Zeit als Präsident (2017 bis 2021) vorgeworfen. Im August 2022 hatte die US-Bundespolizei FBI Trumps Villa in Florida durchsucht und mehrere als streng geheim eingestufte Dokumentensätze beschlagnahmt.

Berufung auf Immunität

Vorgeworfen wird Trump auch eine Verschwörung zur Behinderung der Ermittlungen: So soll er versucht haben, mit Hilfe von Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen Material aus Überwachungskameras verschwinden und Kisten mit Dokumenten wegschaffen zu lassen.

Trump plädierte bei der Vorstellung der Anklage in Miami im vergangenen Jahr auf „nicht schuldig“. Seine Anwälte versuchen, das Verfahren noch abzuwenden. Sie berufen sich dabei unter anderem auf Trumps Immunität als (ehemaliger) Präsident. Sie argumentieren, die Aufbewahrung der Dokumente als persönliche Unterlagen sei eine Amtshandlung des Präsidenten gewesen.

Das britische Verteidigungsministerium ist Opfer eines Cyberangriffs geworden. Es gebe Anzeichen, dass „ein feindlicher Akteur in das Besoldungssystem der Streitkräfte eingedrungen“ sei, sagte der britische Premierminister Rishi Sunak gestern. Medienberichte, wonach die Regierung China hinter dem Angriff vermutet, bestätigte Sunak nicht.

Verteidigungsminister Grant Shapps sagte bei einem Auftritt im Parlament in London später, es könne nicht ausgeschlossen werden, dass der Angriff mit staatlicher Beteiligung erfolgt sei, ohne jedoch ein konkretes Land zu nennen. Aus Sicherheitsgründen könnten derzeit keine weiteren Details bekanntgegeben werden.

Dem Sender Sky News zufolge soll der Angriff auf einen Dienstleister abgezielt haben. Dadurch seien möglicherweise die Bankdaten aller aktiven Angehörigen der Streitkräfte und einiger Veteranen gefährdet. Das seien etwa 270.000 Menschen, berichtete „Politico“.

Die Regierung vermute China hinter der Attacke, berichtete Sky News weiter. Großbritannien und die USA hatten China im März „böswilliger“ Cyberangriffe beschuldigt. So sollen chinesische Hacker für eine Attacke auf die britische Wahlaufsichtsbehörde 2021 verantwortlich gewesen sein sowie E-Mail-Konten britischer Abgeordneter ins Visier genommen haben.

Inland

Wegen Behauptungen, er hätte sich mit dem flüchtigen ehemaligen Wirecard-Manager Jan Marsalek getroffen, klagt Bundespolizeidirektor Michael Takacs FPÖ-Chef Herbert Kickl, FPÖ-Generalsekretär Michael Schnedlitz und den FPÖ-Klub.

Takacs bestätigte laut „Standard“ und der „Kronen Zeitung“ gestern, zivilrechtlich gegen die Behauptungen vorzugehen. Takacs will einen Widerruf und Unterlassung erreichen.

Kickl hatte unter anderem im Untersuchungsausschuss zum „rot-blauen Machtmissbrauch“ behauptet, Takacs solle sich öfter mit Marsalek getroffen haben, Schnedlitz postete selbiges auf Facebook. „Die Beklagten werfen mir strafrechtswidriges Verhalten vor, nämlich einem ‚Netzwerk‘ rund um Jan Marsalek anzugehören. Derartige Vorwürfe sind ehrenbeleidigend und kreditschädigend“, zitiert der „Standard“ aus der Klage.

Umwelt & Klima

Der April 2024 war der elfte Monat in Folge, der wärmer als alle seine gemessenen Vorjahresmonate war. Er war zudem der erste aufgezeichnete April mit einer globalen Durchschnittstemperatur von über 15 Grad, geht aus Daten des EU-Klimawandeldienstes Copernicus hervor.

Nach Aussagen von Copernicus-Direktor Carlo Buontempo wird die zunehmende Konzentration von Treibhausgasen „die globale Temperatur weiter in Richtung neuer Rekordwerte treiben“.

Europa erhitzt sich am schnellsten

Die Lufttemperatur an der Oberfläche lag im April bei durchschnittlich 15,03 Grad und damit 0,67 Grad höher als im April-Durchschnitt der Jahre 1991 bis 2020, teilte der Dienst heute mit. In Europa war der April sogar 1,49 Grad wärmer als im Vergleichszeitraum. Das ist nicht ungewöhnlich: Europa erhitzt sich von allen Kontinenten nach Angaben der Europäischen Umweltagentur (EEA) am schnellsten.

Im Vergleich zum Zeitraum 1850 bis 1900, dem vorindustriellen Referenzzeitraum, war der Monat global 1,58 Grad wärmer. Die globale Durchschnittstemperatur für die vergangenen zwölf Monate (Mai 2023 bis April 2024) ist die höchste seit Beginn der Aufzeichnungen und liegt 1,61 Grad über dem vorindustriellen Durchschnitt.

Das heißt aber noch nicht, dass das 1,5-Grad-Ziel des Pariser Abkommens verfehlt ist, da dafür auf längerfristige Durchschnittswerte geschaut wird. Sollte sich der Temperaturtrend der vergangenen 30 Jahre fortsetzen, werde dies im Jahr 2033 geschehen, schrieb der Copernicus kürzlich.

EU

Die Grünen sind gestern auch offiziell in den EU-Wahlkampf gestartet. „Für das Klima und gegen rechte Hetze“ wolle sie kämpfen, versprach die grüne Spitzenkandidatin Lena Schilling vor mehr als hundert Menschen beim Wahlkampfauftakt auf dem Wiener Karlsplatz. Kämpfen wolle man gemeinsam für den Klimaschutz und ein Europa, das frei, gerecht und solidarisch sei, so die 23-jährige Klimaaktivistin, die im Zentrum der Grünen-Kampagne steht.

Zu lautem Herzklopfen, das als Basstöne aus den Boxen strömte – ganz nach dem Wahlkampfmotto „Europa braucht Herz“ – zog die EU-Spitzenkandidatin am Nachmittag auf die Bühne vor der Karlskirche ein. Ganz im Stil der einstigen Aktivistin gab die 23-Jährige die Einpeitscherin und animierte das Publikum – darunter die gesamte grüne Ministerriege – zu von Klimademos bekannten Sprechchören.

Grünen-Chef Werner Kogler dankte der Spitzenkandidatin für ihren Mut, ihre Kompetenz und „vor allem ihr Herz“. „Wir wollen und wir werden genau für den Klimaschutz und gegen die rechte Hetze kämpfen“, versprach Kogler. „Mehr Wald, weniger Asphalt“ formulierte er die Forderung nach mehr Umweltschutz und warnte davor, in Landwirtschaft und Bodenschutzpolitik so weiterzumachen wie bisher: „Wenn wir noch lange warten, sind diese Lebensfragen Überlebensfragen“.

Als Wahlziel gab der Grünen-Chef einmal mehr „500.000 Stimmen für Klimaschutz“, für ein ökologisches, solidarisches und vor allem für ein demokratisches Europa aus. Das wären in etwa gleich viele wie bei der Wahl vor fünf Jahren, als die damals nicht im Nationalrat vertretene Partei 532.000 Stimmen bzw. 14,1 Prozent erhielt. Umfragen sehen die Regierungspartei derzeit bei zwölf bis 14 Prozent.

Wirtschaft

Der geschätzte Umsatz mit Fairtrade-Produkten in Österreich stieg im Vorjahr um zwölf Prozent auf 663 Mio. Euro. Mengenmäßig gab es ein Plus bei zertifizierten Kakao (plus 13 Prozent), Rosen (plus acht Prozent) und Kaffee (plus 0,2 Prozent), ein leichter Mengenrückgang wurde bei Bananen (minus 0,7 Prozent) verzeichnet, wie Fairtrade heute mitteilte.

Das Fairtrade-Siegel wird an Produkte vergeben, bei denen Kleinbauern und Plantagenarbeiter eine garantierte Mindestentlohnung bekommen und bessere Arbeitsbedingungen herrschen müssen. Außerdem soll vor Ort in Bildungs- und Entwicklungsprojekte investiert und umweltfreundlich produziert werden.

Österreich bei Pro-Kopf-Konsum weit vorne

Im Gegensatz zu internationalen Markenkonzernen setzen zahlreiche österreichische Nahrungsmittelhersteller und Supermarktketten-Eigenmarken auf das Gütesiegel. Rund 2.500 Produkte mit dem Fairtrade-Siegel werden in Geschäften, Cafés, Restaurants und Hotels hierzulande angeboten. Beliebt sind vor allem Bananen, Tafelschokolade, Röstkaffe, Orangensaft und Rosen.

Österreich und Niederlande liegen beim Pro-Kopf-Konsum von Fairtrade-Produkten weltweit auf Platz zwei und drei hinter der Schweiz. Österreicherinnen und Österreicher gaben 2023 pro Person dafür rund 73 Euro aus, in der Schweiz waren es 112 Euro. Zum Vergleich: Die Fairtrade-Umsätze in Deutschland beliefen sich pro Kopf auf rund 30 Euro.

An mehreren britischen Flughäfen ist es gestern Abend zu Problemen bei der Passkontrolle gekommen. Auf Bildern, die in sozialen Netzwerken kursierten, waren lange Schlangen auf den Londoner Flughäfen Heathrow und Gatwick sowie auf dem Flughafen Manchester zu sehen. Den Berichten zufolge waren die E-Gates, die Durchgänge mit elektronischer Passkontrolle, ausgefallen.

Der Flughafen Manchester bestätigte auf X (Twitter), dass es sich um ein landesweites Problem mit den E-Gates handle. Man versuche, die Störung zu minimieren, während die Grenzpolizei an der Behebung des Problems arbeite, hieß es weiter.

Fluggäste in Heathrow, die sich per X nach dem Problem erkundigten, erhielten vom offiziellen Flughafen-Account die Antwort: „Wir haben Kenntnis von einem landesweiten Problem, mit dem die Grenzpolizei derzeit zu tun hat. Unsere Teams unterstützen die Grenzpolizei mit ihren Notfallplänen, um dabei zu helfen, das Problem so schnell wie möglich zu lösen, und wir entschuldigen uns für jegliche Auswirkungen auf ihre Reise.“

IT

TikTok zieht gegen das US-Gesetz vor Gericht, das einen Eigentümerwechsel bei der populären Kurzvideo-App erzwingen soll. Es verstoße gegen die in der US-Verfassung verankerte Redefreiheit, argumentierte die Tochterfirma des in China ansässigen Bytedance-Konzerns in der gestern eingereichten Klage.

Bytedance hat laut dem Gesetz rund ein Jahr Zeit, sich von TikTok zu trennen, bevor die App aus Stores in den USA verbannt wird. Zur Begründung wird auf das Risiko verwiesen, dass sich China Zugriff auf Daten von US-Bürgerinnen und -Bürgern verschaffen und politischen Einfluss ausüben könne.

Abtrennung von Bytedance „einfach nicht möglich“

In der Klage heißt es unter anderem, eine vom Gesetz vorgeschlagene Abtrennung von Bytedance für den Verbleib in den USA sei „einfach nicht möglich“, weder geschäftlich noch technologisch oder rechtlich. TikTok könnte mit der Klage vor einem Berufungsgericht in der Hauptstadt Washington erreichen, dass der Countdown für die Zeit des Verfahrens gestoppt wird.

Das vor rund zwei Wochen in Kraft getretene Gesetz gibt Bytedance zunächst 270 Tage Zeit, sich von TikTok zu trennen. US-Präsident Joe Biden kann die Frist danach noch um drei Monate verlängern, wenn sich Fortschritte in den Verkaufsgesprächen abzeichnen. TikTok machte jedoch deutlich, dass es aus Sicht des Unternehmens nicht dazu kommen werde.

Chronik

Eineinhalb Monate nach dem Einsturz einer großen Autobahnbrücke in der US-Stadt Baltimore ist das sechste und somit letzte Todesopfer geborgen worden. Das teilten die zuständigen Behörden gestern Abend (Ortszeit) mit. „Der heutige Tag markiert mit schwerem Herzen einen wichtigen Meilenstein bei unseren Bergungsarbeiten“, sagte ein Polizeisprecher. Man sei in Gedanken bei den Angehörigen der Opfer des tragischen Unglücks.

Ende März hatte das Containerschiff „Dali“ einen Stützpfeiler der Francis Scott Key Bridge gerammt und die mehr als 2,5 Kilometer lange, vierspurige Autobahnbrücke zum Einsturz gebracht. Zwei Menschen konnten gerettet werden, sechs Männer kamen ums Leben.

Bei den Opfern handelt es sich um Bauarbeiter lateinamerikanischer Herkunft, die zum Unfallzeitpunkt Reparaturen auf der Brücke durchführten. Im Laufe der vergangenen Wochen fanden Bergungsteams die Leichen der Vermissten eine nach der anderen.

Die havarierte „Dali“ liegt weiterhin an der Unfallstelle, soll jedoch in den kommenden Tagen in den Hafen von Baltimore geführt werden, damit der Schiffsverkehr bald wieder normal laufen kann. Dafür sollen auf dem Schiff liegende Trümmerteile der Brücke entfernt werden. Zeitgleich ist die Untersuchung zur Unfallursache in vollem Gange.

Bei einer Schießerei in unmittelbarer Nähe des Hauses des kanadischen Rapstars Drake in Toronto ist Polizeiangaben zufolge gestern ein Mann schwer verletzt worden. Ein Wachmann des Anwesens wurde mit schweren Schussverletzungen ins Krankenhaus gebracht, nachdem aus einem Fahrzeug geschossen worden war, wie der Polizeivertreter Paul Krawczyk vor Journalisten erklärte. Ein Verdächtiger flüchtete demnach in einem Auto.

Einsatzkräfte in der unmittelbaren Nähe des Hauses des kanadischen Rapstars Drake in Toronto
Reuters/Arlyn Mcadorey

Nahe dem Haus seien gegen 2.00 Uhr nachts (Ortszeit, 8.00 Uhr MESZ) Schüsse gefallen, erklärte die Polizei via X (Twitter). Der Wachmann stand zum Zeitpunkt des Vorfalls draußen vor dem Tor des Hauses, erklärte Krawczyk. Dem Fernsehsender CBC zufolge wurde das Anwesen des Rapstars von Polizisten abgesperrt. Wie der örtliche Fernsehsender Citynews berichtete, wurde nicht auf Drake geschossen.

„Ich kann nicht bestätigen, ob Drake zum Zeitpunkt des Vorfalls zu Hause war, aber ich kann Ihnen sagen, dass wir in Kontakt mit seinem Team stehen und dass es mit uns zusammenarbeitet“, fügte der Polizeivertreter hinzu.

Der 37-jährige Drake wurde bisher mit fünf Grammys ausgezeichnet. Im vergangenen Jahr war er der bestverdienende Rapper weltweit. Drake liefert sich derzeit eine heftige Auseinandersetzung mit seinem Rapperkollegen Kendrick Lamar – die beiden Musiker greifen einander in ihren Stücken, in „Diss-Tracks“, gegenseitig an. Es gab keine Hinweise darauf, dass die Schüsse mit dem Streit in Verbindung stehen könnten.

Der Start der ersten bemannten Mission der Starliner-Raumkapsel des US-Konzerns Boeing ist auf Mitte Mai verschoben worden. Der Starliner soll frühestens am 17. Mai um 18.16 Uhr (Ortszeit) abheben, teilte die US-Raumfahrtbehörde NASA gestern (Ortszeit) mit. Der für den späten Montagabend (Ortszeit) geplante Aufbruch der Starliner-Rakete zur Internationalen Raumstation ISS musste wegen eines neuen technischen Problems verschoben werden.

Nur zwei Stunden vor dem geplanten Start wurde die Mission abgebrochen, die Raumfahrer Butch Wilmore und Suni Williams saßen bereits angeschnallt in ihren Sitzen.

Boeing Starliner Rakete
IMAGO/ZUMA Wire/NASA/Joel Kowsky

Das Starliner-Programm hatte in den vergangenen Jahren eine ganze Reihe von Rückschlägen und Verzögerungen hinnehmen müssen. Bei einem unbemannten Testflug 2019 erreichte die Kapsel wegen eines Software-Fehlers nicht die geplante Flugbahn und musste zur Erde zurückkehren, ohne die ISS erreicht zu haben.

2021 musste ein Start wegen blockierter Ventile verschoben werden. Im Mai 2022 erreichte der Starliner schließlich in einem unbemannten Flug erstmals die ISS. Wegen verschiedener Probleme verzögerte sich der erste bemannte Flug anschließend jedoch immer wieder.

Science

Schon wieder ein Klima-Rekord: Der April 2024 war der elfte Monat in Folge, der wärmer als alle seine gemessenen Vorjahresmonate war. Er war zudem der erste aufgezeichnete April mit einer globalen Durchschnittstemperatur von über 15 Grad, geht aus Daten des EU-Klimawandeldienstes Copernicus hervor. Nach Aussagen von Copernicus-Direktor Carlo Buontempo wird die zunehmende Konzentration von Treibhausgasen „die globale Temperatur weiter in Richtung neuer Rekordwerte treiben“.

Die Lufttemperatur an der Oberfläche lag im April bei durchschnittlich 15,03 Grad und damit 0,67 Grad höher als im April-Durchschnitt der Jahre 1991 bis 2020, teilte der Dienst heute mit. In Europa war der April sogar 1,49 Grad wärmer als im Vergleichszeitraum. Das ist nicht ungewöhnlich: Europa erhitzt sich von allen Kontinenten nach Angaben der Europäischen Umweltagentur (EEA) am schnellsten.

Im Vergleich zum Zeitraum 1850 bis 1900, dem vorindustriellen Referenzzeitraum, war der Monat global 1,58 Grad wärmer. Die globale Durchschnittstemperatur für die vergangenen zwölf Monate (Mai 2023 bis April 2024) ist die höchste seit Beginn der Aufzeichnungen und liegt 1,61 Grad über dem vorindustriellen Durchschnitt. Das heißt aber noch nicht, dass das 1,5-Grad-Ziel des Pariser Abkommens verfehlt ist, da dafür auf längerfristige Durchschnittswerte geschaut wird. Sollte sich der Temperaturtrend der vergangenen 30 Jahre fortsetzen, werde dies im Jahr 2033 geschehen, schrieb der Copernicus kürzlich.

Coronavirus

Der CoV-Impfstoff des schwedisch-britischen Pharmaunternehmens AstraZeneca, Vaxzevria, ist nicht mehr in der EU zugelassen. Die bereits im März beschlossene Rücknahme der Marktzulassung trat gestern in Kraft, wie aus einem Dokument der EU-Kommission hervorging. AstraZeneca habe diesen Schritt „aus kommerziellen Gründen“ selbst beantragt, Hintergrund sei mangelnde Nachfrage.

Seit dem Ende der Pandemie seien mehrere Varianten von Covid-19-Impfstoffen entwickelt worden, deswegen gebe es nun einen Überschuss an verfügbaren aktualisierten Präparaten. „Das hat zu einem Rückgang der Nachfrage nach Vaxzevria geführt, das nicht mehr hergestellt oder geliefert wird“, hieß es in einer AstraZeneca-Mitteilung. Man sei aber „unglaublich stolz auf die Rolle, die Vaxzevria bei der Beendigung der globalen Pandemie gespielt“ habe.

In einer Mitteilung der EU-Kommission hieß es, es sei nicht ungewöhnlich, dass Unternehmen die Rücknahme der Marktzulassung von Arzneimitteln oder Impfstoffen aus kommerziellen Gründen beantragen. Man könne bestätigen, „dass die Entscheidung nicht auf Zweifeln an Sicherheit oder Wirksamkeit des Impfstoffes beruht“.

Kultur

Der neu angekündigte Film „I Play Rocky“ ist nicht etwa eine Fortsetzung der legendären Filmreihe um den Boxer Rocky Balboa. Vielmehr will US-Regisseur Peter Farrelly (67, „Green Book – Eine besondere Freundschaft“) die Geschichte von Sylvester Stallone erzählen, der sich in Hollywood mühsam durchboxen musste, ehe er 1976 mit „Rocky“ quasi über Nacht berühmt wurde.

Neben Farrelly ist Hollywood-Produzent Toby Emmerich an Bord. Sie würden nun die weltweite Suche nach einem jungen Talent beginnen, das – wie einst der unbekannte Schauspieler Stallone – der Welt zeigen könne, was in ihm steckt, wurde Emmerich gestern von „Variety“ und „Deadline.com“ zitiert.

Mit kleinen Auftritten hatte sich der in New York geborene Sohn eines italienischen Einwanderers Anfang der 1970er-Jahre zunächst durchgeschlagen. Von der schleppenden Schauspielkarriere gefrustet, schrieb Stallone das Drehbuch für den Boxer-Film „Rocky“ – und damit sich selbst die Rolle des fiktiven Boxers Rocky Balboa auf den Leib.

Ein Hollywood-Studio wollte das Skript kaufen, aber keiner wollte den jungen Mann mit einer leichten Gesichtslähmung und Sprachstörung als Darsteller. Stallone schlug das lukrative Angebot für das Drehbuch aus, kratzte mühsam sein eigenes Geld zusammen und gab sich selbst die Hauptrolle. „Rocky“ avancierte 1977 mit zehn Nominierungen zur Oscar-Sensation.

Die Science-Fiction-Saga „Blade Runner“ soll als Streaming-Serie neu aufgelegt werden. Die Pläne von Amazon Prime Video für die Mini-Serie mit dem Titel „Blade Runner 2099“ wurden schon im Herbst 2022 bekannt, ohne jedoch Darsteller zu benennen. Oscar-Preisträgerin Michelle Yeoh (61) soll eine wichtige Rolle bekleiden, wie die US-Branchenblätter „Variety“ und „Hollywood Reporter“ gestern (Ortszeit) berichteten.

Michelle Yeoh
IMAGO/ABACAPRESS/Dnphotography

Yeoh schrieb 2023 Oscar-Geschichte, als die in Malaysia geborene Schauspielerin als erste Asiatin überhaupt zur besten Hauptdarstellerin gekürt wurde. Die Trophäe verdiente sie sich mit ihrem Auftritt in der Action-Komödie „Everything Everywhere All at Once“. In den 80er-Jahren hatte sie Actionfilme in Hongkong gedreht, später machte sie als Bond-Girl („Der Morgen stirbt nie“) und als Schwertkämpferin in „Tiger & Dragon“ Furore.

Der Kinoklassiker „Blade Runner“ (1982) von Regisseur Ridley Scott erzählt von einer apokalyptischen Welt in damals noch ferner Zukunft – im Jahr 2019. Als durch künstlich geschaffene Replikanten Gefahr droht, wird der ehemalige Blade Runner Rick Deckard, gespielt von Harrison Ford, eingesetzt. 2017 brachte Regisseur Denis Villeneuve „Blade Runner 2049“ in die Kinos – mit Ryan Gosling und Ford in den Hauptrollen.

Der Titel der nun geplanten Serie legt nahe, dass sie im Jahr 2099 spielt. Ridley Scott (86) ist als ausführender Produzent an Bord, Silka Luisa („Shining Girls“) als Drehbuchautorin und Showrunnerin. Bei den ersten beiden Folgen führt der Brite Jonathan van Tulleken („Shogun“) Regie.

Der britische Schauspieler Ian Gelder ist tot. Das bestätigte sein Management gestern Abend auf Anfrage der dpa. Demnach starb Gelder bereits am Montag im Alter von 74 Jahren.

Game Of Thrones Schauspieler Ian Gelder
IMAGO/Matrix

Gelder war vor allem für seine Rolle als Kevan Lannister in der Fantasyserie „Game of Thrones“ bekannt. „Er war ein bewundernswerter Mensch, ein großartiger Schauspieler und wird von seinen Kollegen und allen, die ihn liebten, schmerzlich vermisst werden“, hieß es in der Mitteilung seines Managements.

Gelders Lebensgefährte, der Schauspieler Ben Daniels, schrieb auf Instagram: „Mit großer, großer Traurigkeit und einem schweren Herz, das in eine Million Stücke zerbrochen ist, hinterlasse ich diese Nachricht vom Tod meines geliebten Mannes und Lebenspartners.“ Gelder starb demnach infolge einer Krebserkrankung.

Erst im Dezember habe er die Diagnose erhalten, schrieb Daniels und fügte hinzu: „Keiner von uns hatte eine Ahnung davon, wie schnell es gehen würde.“