Ausland

Neun Tage vor der Parlamentswahl in Südafrika hat das Verfassungsgericht des Landes den ehemaligen Präsidenten Jacob Zuma von der Wahl ausgeschlossen. Weil er 2021 zu einer Haftstrafe von mehr als zwölf Monaten verurteilt wurde, könne er nicht mehr Mitglied der Nationalversammlung werden, erklärte die Richterin Leona Theron bei der Urteilsverkündung heute. Beobachter befürchten, dass der Ausschluss Zumas von der Wahl gewalttätige Proteste seiner Anhänger auslösen könnte.

Zuma wollte bei der Abstimmung am 29. Mai mit der von ihm gegründeten Partei Umkhonto We Sizwe (MK) antreten. Der 82-Jährige war von 2009 bis 2018 Präsident Südafrikas, damals noch als Mitglied des regierenden Afrikanischen Nationalkongresses (ANC). Wegen einer Serie von Korruptionsskandalen hatte er zurücktreten müssen.

Zu 15 Monaten Haft verurteilt

2021 war Zuma ebenfalls vom Verfassungsgericht zu 15 Monaten Haft verurteilt worden, weil er die Aussage vor einer Untersuchungskommission zu den Korruptionsvorwürfen verweigert hatte. Seine Inhaftierung im Juli 2021 führte zu einer Welle der Gewalt in Südafrika, in deren Verlauf mehr als 350 Menschen getötet wurden. Zuma verbrachte aus gesundheitlichen Gründen am Ende nur etwas mehr als zwei Monate hinter Gittern.

Beobachter erwarten bei der anstehenden Parlamentswahl die engste Wahlentscheidung seit der ersten demokratischen Wahl im Jahr 1994 in Südafrika. Der seit Ende der Apartheid regierende ANC könnte erstmals die absolute Mehrheit im Parlament verlieren und gezwungen sein, eine Koalitionsregierung einzugehen.

Israel hält an einer Ausweitung des Militäreinsatzes in der Grenzstadt Rafah im südlichen Gazastreifen trotz der Appelle der USA und anderer westlicher Verbündeter fest.

Das erklärt Verteidigungsminister Joav Galant bei einem Besuch des nationalen Sicherheitsberaters der US-Regierung, Jake Sullivan.

Wiederholte Warnungen

„Wir sind entschlossen, den Bodeneinsatz in Rafah auszuweiten, um die Hamas zu zerschlagen und die Geiseln zu befreien“, heißt es in einer Erklärung von Galants Büro. Die US-Regierung Israel hatte wiederholt gewarnt, dass sie eine Offensive auf Rafah ohne ein glaubwürdiges Konzept zum Schutz der Hunderttausenden Zivilisten und Zivilistinnen in der Stadt nicht unterstützen werde.

Rafah gilt als letzte Bastion der militant-islamistischen Palästinenser-Organisation Hamas im Gazastreifen. Dort haben zahlreiche Zivilisten vor den seit Monaten andauernden Kämpfen Zuflucht gesucht, die durch den Überfall der Hamas auf Israel am 7. Oktober ausgelöst wurden.

Vor dem wohl entscheidenden Gerichtstermin im Fall Julian Assange haben dessen Anhängerinnen und Anhänger gegen eine mögliche Auslieferung des WikiLeaks-Gründers an die USA demonstriert.

Unterstützer von Assange befestigen ein Transparent vor dem Gericht in London
Reuters/Hollie Adams

Auf Plakaten forderten sie heute Früh vor dem High Court in London die Freilassung des 52-Jährigen. Dort wurde noch am selben Tag mit einer Entscheidung zu Assanges Berufungsantrag gerechnet. Sollte das Gericht dem Gesuch stattgeben, dürfte das jahrelange juristische Tauziehen zunächst weitergehen.

Auslieferung droht

Im Falle einer Ablehnung droht Assange eine baldige Auslieferung. Die US-Regierung will dem gebürtigen Australier wegen Spionagevorwürfen den Prozess machen. Ihm drohen nach Angaben seiner Unterstützer bis zu 175 Jahre Haft.

Washington wirft ihm vor, gemeinsam mit der Whistleblowerin Chelsea Manning geheimes Material von US-Militäreinsätzen im Irak und in Afghanistan gestohlen, veröffentlicht und damit das Leben von US-Informanten in Gefahr gebracht zu haben. Assanges Unterstützer hingegen sehen in der Strafverfolgung eine Vergeltungsaktion Washingtons, weil durch die Veröffentlichungen mutmaßliche Kriegsverbrechen aufgedeckt wurden.

Ausgang ungewiss

Inhaltlich geht es heute darum, ob sich Assange in den USA als ausländischer Staatsbürger auf das Recht der Meinungsfreiheit berufen kann und ob ihm die Todesstrafe droht. Die Londoner Richter hatten die Entscheidung über den Berufungsantrag bei einer zweitägigen Anhörung Ende März zunächst vertagt und Zusicherungen aus den USA angefordert. Nun steht die Frage im Raum, ob das Gericht diese als ausreichend bewertet oder ob es zu einer Berufungsverhandlung kommt.

Lehnt der High Court Assanges Antrag ab, wäre der Rechtsweg in Großbritannien ausgeschöpft. Assange will in diesem Fall den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg anrufen. Doch ob dieser eine einstweilige Verfügung erlassen würde, um die Auslieferung zu stoppen, und ob Großbritannien diese beachten würde, gilt als ungewiss.

Mit Beginn landesweiter Proteste gegen die Regierung des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu ist es heute zu Festnahmen gekommen. Die Polizei teilte mit, zwölf Aktivisten seien festgenommen worden, weil sie versucht hätten, die zentrale Schnellstraße zwischen Tel Aviv und Jerusalem zu blockieren.

Im Norden Israels brach in der Früh eine Fahrzeugkolonne in Richtung Jerusalem auf. Mit Beginn der neuen Sitzungsperiode des Parlaments war dort am Nachmittag ein großer Protest vor der Knesset geplant. Die Polizei war in erhöhte Bereitschaft versetzt worden.

Rücktritt und Neuwahl gefordert

Die Protestbewegung fordert Netanjahus Rücktritt und eine Neuwahl. Die Regierung müsse gehen, damit das Land weiterexistieren könne, sagte Schikma Bressler zu Beginn der Protestaktion am Montag. Bressler war eine der Galionsfiguren der Proteste gegen die Justizreform im vergangenen Jahr und ist auch an den neuen Demonstrationen gegen die Netanjahu-Regierung führend beteiligt. „64 Mandate (der Netanjahu-Regierung) werden ein Volk nicht stoppen.“

Die Protestbewegung macht den auch intern massiv unter Druck stehenden Netanjahu für das Schicksal der mehr als hundert Geiseln in der Gewalt der islamistischen Hamas verantwortlich. Sie fordern einen raschen Deal zur Freilassung der am 7. Oktober entführten Menschen.

Das georgische Parlament wird das Veto von Präsidentin Salome Surabischwili gegen das umstrittene Kontrollgesetz für Nichtregierungsorganisationen einem Medienbericht zufolge wie erwartet überstimmen. Das meldet die russische Nachrichtenagentur TASS heute unter Berufung auf den Parlamentspräsidenten.

Ein Zeitpunkt für das Votum wurde nicht genannt. Das Parlament hatte in der vergangenen Woche in dritter und letzter Lesung das Gesetz verabschiedet, wonach sich Organisationen, die mehr als 20 Prozent ihrer Finanzmittel aus dem Ausland erhalten, als „Agenten ausländischer Einflussnahme“ registrieren lassen müssen.

Massenprotesten gegen Gesetz

Seit Wochen kommt es zu Massenprotesten gegen das Gesetz. Kritikerinnen und Kritiker sehen Parallelen zu einem Gesetz in Russland, mit dem die Regierung dort gegen Opposition und Teile der Gesellschaft vorgeht. Die Regierung in Tiflis verteidigt das Vorhaben als Stärkung von Transparenz und nationaler Souveränität.

Surabischwili hatte am Samstag ihr Veto gegen das Gesetz eingelegt. Die Präsidentin kann allerdings durch eine weitere Abstimmung im Parlament überstimmt werden. Der Streit über das Gesetz gilt als richtungsweisend dafür, ob die Ex-Sowjetrepublik, wie von der Regierungspartei „Georgischer Traum“ offiziell propagiert, auf eine Mitgliedschaft in EU und NATO hinarbeitet oder die Beziehungen zu Russland verstärken will.

Taiwans neuer Präsident Lai Ching-te hat in seiner Antrittsrede China aufgerufen, Einschüchterungsversuche gegen die Inselrepublik zu beenden.

„Ich möchte auch China aufrufen, seine politische und militärische Einschüchterung gegen Taiwan einzustellen“, sagte der heute vereidigte Politiker der Demokratischen Fortschrittspartei (DPP) in Taipeh vor Tausenden Anhängerinnen und Anhängern.

„Weder nachgeben noch provozieren“

China solle die Verantwortung mit Taiwan teilen, in der Meerenge zwischen den beiden Ländern (Taiwanstraße) und der umliegenden Region Frieden und Stabilität aufrechtzuerhalten.

Die Zukunft der Beziehungen in der Taiwanstraße zwischen der Volksrepublik China und Taiwan hätten einen entscheidenden Einfluss auf die Welt. Seine Regierung werde weder nachgeben noch provozieren und werde den Status quo beibehalten, sagte der 64 Jahre alte Politiker. Damit ist gemeint, dass Taiwan ein unabhängiges Land bleiben soll.

Große Spannungen

Die Kommunistische Partei Chinas sieht Taiwan als Teil der Volksrepublik und demonstriert immer wieder ihre militärische Macht in der Taiwanstraße. Auch eine Invasion drohte Peking bereits an. Beinahe täglich fliegen Militärflugzeuge der chinesischen Volksbefreiungsarmee Richtung Taiwan.

Im Vorfeld gab es außerdem Sorgen in Taiwans Politik, China könnte zur Amtseinführung Lais Hackerangriffe starten, um die Feierlichkeiten zu stören.

Inland

Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) hat sich noch für diese Legislaturperiode ein neues Berufsbild für pädagogisches Unterstützungspersonal vorgenommen, aktuell laufen dazu Abstimmungen des Ressorts mit Ländern und Gemeindebund.

Für die Gewerkschaft GPA ist ein Beschluss der Reform im Parlament noch vor dem Sommer allerdings unrealistisch. „Das kann man sicher nicht von heute auf morgen übers Knie brechen“, sagte GPA-Bundesgeschäftsführer Karl Dürtscher zur APA.

Strukturelle Änderungen vorgesehen

Ziel der Reform ist, dass sich die Freizeitpädagogen und -pädagoginnen nicht mehr nur im reinen Freizeitteil (in der Regel nachmittags) um die Schülerinnen und Schüler kümmern, sondern sie auch am Vormittag etwa beim Üben unterstützen oder bei Lehrausgängen begleiten können.

Außerdem soll das gesamte pädagogische Personal an den Pflichtschulen über den Stellenplan beim Land und nicht mehr über externe Organisationen angestellt werden, durch das neue Modell soll es auch erstmals langfristige Finanzierungssicherheit geben.

Wirtschaft

Chinesische Spionagetätigkeiten machen dem Verfassungsschutz Sorge. Dabei geht es, wie dem aktuellen Verfassungsschutzbericht zu entnehmen ist, vor allem um Aktivitäten im wirtschaftlichen Bereich. Doch die Verfassungsschützer sehen auch die Anwesenheit chinesischer Studierender an den österreichischen Unis kritisch.

Viele österreichische „Hidden Champions“ seien zwar in der Lage, marktführende Produkte herzustellen, verfügten aber nicht über einen ebenso hohen Standard bei ihrer IT-Sicherheitsinfrastruktur, schreiben die Autoren des Berichts. Zudem mangle es vielen Klein- und Mittelbetrieben, Start-ups und Forschungszentren an Bewusstsein im Hinblick auf die eigene Attraktivität für chinesische Nachrichtendienste.

„Lohnende Ziele“

Diese Vulnerabilitäten machten österreichische Unternehmen und Universitäten zu besonders lohnenden Zielen für chinesische Aktivitäten und erleichterten chinesischen Hackern den Diebstahl von sensibler Information. Oft blieben derlei Angriffe lange Zeit unbemerkt.

Festgehalten wird, dass Österreich in Bezug auf Spionage durch ausländische Dienste eine Sonderstellung habe. Denn diese sei mit Ausnahmen nur dann gerichtlich strafbar, wenn sie gegen österreichische Interessen gerichtet sei. Das mache Österreich zu einem prädestinierten Zielland für ausländische Nachrichtendienste, vor allem als Plattform für Spionageaktivitäten gegen andere EU-Länder.

Vorteile für China

Davon profitiert nach Ansicht des Verfassungsschutzes auch China. Das Land ziehe immense Vorteile aus der liberalen österreichischen Rechtslage, aber auch aus der Offenheit des österreichischen Wissenschafts- und Wirtschaftssystems.

Daraus ergäben sich kurz- und langfristig auftretende Risiken wie etwa die Problematik des Abflusses von Wissen und Expertise von Österreich nach China. Auch eine verminderte Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschafts- und Wissenschaftsstandortes Österreich, ein Innovationsrückstand in zukunftsweisenden technologischen Bereichen sowie der damit verbundene Wohlstandsverlust seien potenzielle Kollateralschäden chinesischer Spionage.

EU

Die FPÖ wünscht sich den ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orban als EU-Kommissionspräsidenten. „Ich glaube, dass er Europa guttäte“, sagte der FPÖ-EU-Spitzenkandidat Harald Vilimsky im APA-Interview. „Er ist die Antithese zu dem ganzen EU-Establishment. Er ist ein Garant dafür, dass illegale Migration in dieser Intensität nicht möglich ist.“ Vilimsky drohte auch damit, dass Österreich unter einer FPÖ-geführten Bundesregierung die Zahlungen an Brüssel einstellen könnte.

„Selbstverständlich, ja“, antwortete Vilimsky auf die Frage, ob ein FPÖ-Finanzminister die EU-Beitragszahlungen stoppen könnte. Zum Hinweis, dass die EU-Zahlungen in mehrjährigen Abständen vereinbart werden (der aktuelle Finanzrahmen läuft bis zum Jahr 2027), sagte der FPÖ-Delegationsleiter: „Jede Reise beginnt mit einem ersten Schritt.“

Gegen Austritt Österreichs aus EU

Einem Austritt Österreichs erteilte Vilimsky aber eine klare Absage. Die FPÖ wolle die europäische Zusammenarbeit. „Wir wollen nur die Leute austauschen, weil die falsche Inhalte bringen. Wir wollen die Europäische Union verschlanken, wir wollen Kompetenzen zurückholen in die Parlamente der Mitgliedsstaaten, dass wir wieder mehr direkte Demokratie haben.“

Empört wies Vilimsky den von seinen politischen Gegnern hartnäckig erhobenen Vorwurf einer russischen Schlagseite zurück und verwies auf seine engen und regen Kontakte in die USA. „Ich sehe mich in österreichischer Tradition inmitten der Kraftfelder“, betonte er. Nicht rütteln will er an der Neutralität. So solle Österreich auch einem angegriffenen EU-Mitgliedsstaat nicht militärisch zu Hilfe kommen. „Wir sind neutral. Wir können nicht in einen Krieg eintreten“, stellte er klar.

Heute ist in der EU eine neue Verordnung mit strengeren Regeln für Müllexporte in Drittstaaten in Kraft getreten. Ziel sei sicherzustellen, dass die EU mehr Verantwortung für ihre Abfälle übernehme, teilte die EU-Kommission mit. Seit 2004 haben die Abfallausfuhren aus der EU in Nicht-EU-Länder demnach um 72 Prozent zugenommen. Im vergangenen Jahr seien es 35 Millionen Tonnen Müll gewesen.

Ab Mai 2027 soll Müll den Angaben nach nur noch dann in Länder außerhalb der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) exportiert werden, wenn das Zielland explizit zustimmt und eine nachhaltige Verarbeitung des Mülls nachweisen kann.

„Abschreckendere Sanktionen“

Schon ein halbes Jahr früher, ab November 2026, werde außerdem für zweieinhalb Jahre die Ausfuhr von Kunststoffabfällen in Nicht-OECD-Länder verboten. Der OECD gehören die meisten EU-Länder an, aber auch zum Beispiel die USA, Türkei und Mexiko. Auch zur Bekämpfung des illegalen Abfallhandels soll die neue Verordnung beitragen, etwa durch „abschreckendere Sanktionen gegen Kriminelle“.

Der Kommission zufolge ergänzen die Vorschriften die neue Richtlinie über Umweltkriminalität, die ebenfalls an diesem Montag in Kraft getreten ist. Diese umfasst den Angaben nach eine Liste der schwersten Verstöße gegen Umweltauflagen.

Meiste Abfälle gingen in die Türkei

Die Mitgliedsstaaten müssten sicherstellen, dass diese in ihrem nationalen Recht als Straftaten gelten, hieß es. Als Beispiele für neu eingeführte Kategorien von Straftaten werden etwa schwerwiegende Verstöße gegen die Vorschriften über Chemikalien oder illegale Wasserentnahme genannt.

Nach den jüngsten Zahlen des Statistikamts Eurostat zu den Zielländern der Müllexporte aus der EU ging 2022 der meiste Abfall in die Türkei (12,4 Mio. Tonnen), gefolgt von Indien (3,5 Mio. Tonnen) und dem Vereinigten Königreich (2,0 Mio. Tonnen).

Umwelt & Klima

Angesichts einer Zunahme des Tourismus in der stark vom Klimawandel betroffenen Antarktisregion fordern Umweltschutzorganisationen ein Gegensteuern. „Die bevorstehende Antarktis-Konferenz bietet eine entscheidende Gelegenheit, endlich durchsetzbare Vorschriften zu erlassen und Auswirkungen auf die biologische Vielfalt der Antarktis zu verhindern“, sagte Claire Christian, Geschäftsführerin der Antarctic and Southern Ocean Coalition (ASOC), heute im indischen Kochi.

Dort findet das Treffen der Konsultativvertragsparteien des Antarktis-Vertrages (ATCM) bis zum Donnerstag kommender Woche statt. Bisherige Bemühungen um eine bessere Regulierung des Antarktis-Tourismus waren weitgehend erfolglos.

Besuche verzehnfacht

Seit den frühen 1990er Jahren hat der Antarktis-Tourismus laut der Weltnaturschutzunion IUCN deutlich zugenommen. So habe sich die Zahl ankommender Gäste zwischen 1992 und 2020 verzehnfacht – auf 75.000 in der Saison 2019 bis 2020. In den Jahren 2022 bis 2023 seien es gar knapp 105.000 Touristen und Touristinnen gewesen.

Mehr Touristen und Forschungsstationen bedeuteten auch mehr in die Gewässer gelangendes Mikroplastik sowie Abwässer, beklagt die ASOC. Außerdem strebt die Vereinigung regierungsunabhängiger Umweltschutzorganisationen die Ausweisung des Kaiserpinguins als besonders geschützte Art an, da der Bestand im Zuge des Klimawandels stark abzunehmen drohe.

Generell reißen die schlimmen Nachrichten zum Zustand der Antarktis nicht ab. Das Meereis schmilzt rasant, Fischbestände sind stark überbeansprucht, kürzlich wurde zudem die Vogelgrippe erstmals auch dort nachgewiesen.

Chronik

Bis zu 90.000 Gäste aus Österreich und Deutschland haben sich von schlechten Wetterprognosen nicht abschrecken lassen und am Pfingstwochenende den friaulischen Badeort Lignano gestürmt.

Dabei kam es trotz starker Polizeikontrollen zu Alkoholexzessen. 30 Personen mussten durch die Rettung erstversorgt, 15 Männer – alkoholbedingt – in Spitäler eingeliefert werden. Ein Dutzend Personen wurde wegen Schlägereien angezeigt, berichteten lokale Medien.

Polizei aufgestockt

Lignano hatte für das Pfingstwochenende die Sicherheitskräfte aufgestockt. Deutschsprachige Polizisten und Polizistinnen aus Südtirol sowie Hundeeinheiten aus Trient sowie Kärntner Beamtinnen und Beamte unterstützten die Kolleginnen und Kollegen.

Einige Gäste in Partylaune zündeten dennoch Rauchbomben an. Es kam zu Streitereien und Ausschreitungen. Die Polizei musste daraufhin einschreiten. Zudem seien die Straßen durch Müll stark verschmutzt worden, hieß es.

Unterkünfte ausgebucht

Die Hotels und Campingplätze waren ausgebucht. Weitere Urlauberinnen und Urlauber ohne feste Unterkunft übernachteten am Strand oder in Autos. Mehrere schlafende Burschen wurden in Blumenbeeten im Stadtzentrum gefunden.

Der Ausschank und Verkauf von Getränken in Gläsern und Dosen mit Ausnahme der Tischbedienung sowie Musik nach 1.00 Uhr war über das ganze Wochenende verboten. Viele Geschäftsleute im Zentrum hatten für das Partywochenende Sicherheitspersonal eingestellt, um ihre Lokale zu schützen.

Oben-ohne-Verordnung missachtet

Dennoch wurden am Montag in der Früh zahlreiche Einkaufswagen aus Supermärkten mitten im Ortszentrum gefunden. Die Stadtbewohner beklagten starke Lärmbelästigung. Zudem hätten Touristinnen und Touristen, die von der Stadtverwaltung vor Kurzem verhängte Oben-ohne-Verordnung nicht beachtet, ärgerten sich die Einheimischen. Zahlreiche Urlaubsgäste seien in Bikinis oder Badehosen durch das Zentrum der Ortschaft spaziert.

Auf dem Autobahnnetz in Friaul wird am Pfingstmontag mit starkem Verkehr gerechnet. Die Autobahngesellschaft Autostrade Alto Adriatico wies auf mögliche Verzögerungen und Staus auf mehreren Streckenabschnitten hin.

Der US-Rapper Sean „Diddy“ Combs (54) hat sich nach Bekanntwerden eines Gewaltvideos für einen tätlichen Angriff entschuldigt, offensichtlich auf eine Ex-Freundin. „Mein Verhalten in dem Video ist unentschuldbar“, sagte Combs gestern in einer Aufzeichnung auf Instagram. Er übernehme „volle Verantwortung“ für sein Verhalten, er sei damals wie heute davon angewidert. Der Musiker reagierte damit auf ein Überwachungsvideo aus einem Hotel aus dem Jahr 2016, das am Freitag aufgetaucht war.

Der US-Rapper Sean Combs
APA/AFP/Angela Weiss

Darauf war offensichtlich zu sehen, wie Combs auf einem Hotelflur seine damalige Freundin Casandra Ventura misshandelte. In dem Video ist zu sehen, wie er die Frau schlägt, zu Boden wirft und auf sie eintritt.

Einigung nach Klage wegen Vergewaltigung

Die Sängerin Ventura mit dem Künstlernamen Cassie hatte Combs in einer Zivilklage unter anderem sexuellen Missbrauch, Vergewaltigung, Einschüchterung und körperliche Gewalt während ihrer Beziehung vorgeworfen. Cassie und Combs einigten sich im vorigen November auf einen Vergleich.

Der Anwalt von Cassie, Douglas Wigdor, hatte nach der Veröffentlichung des Videos am Freitag mit einer Stellungnahme reagiert. Darin schrieb er, dass das „herzzerreißende Video“ ein weiterer Beweis für das „verstörende“ Verhalten von Combs sei. Wigdor verwies auf den „Mut“ und die „Stärke“ seiner Mandantin, dieses Verhalten ans Licht zu bringen.

Vorwürfe bisher stets zurückgewiesen

Mehrere Frauen hatten in der Vergangenheit ähnliche Vorwürfe gegen Combs vorgebracht. Combs, einer der erfolgreichsten Vertreter der Hip-Hop-Branche, der zudem auch als Plattenproduzent, Schauspieler und in anderen Geschäftsfeldern tätig ist, hatte entsprechende Vorwürfe bisher zurückgewiesen.

Kultur

Glanz und Elend im Drogenkartell: Der wilde Musicalthriller „Emilia Perez“ mit Zoe Saldana („Avatar“) und Ex-Disney-Star Selena Gomez gilt zur Festivalhalbzeit in Cannes als Überraschungsfavorit. Jacques Audiards elfter Film widersetzt sich allen Kategorien, viele der ersten Kritiken deuten an, der Film könne bei den Preisen eine Rolle spielen.

Selena Gomez
Shanna Besson

Audiard, der sich immer wieder mit radikal unterschiedlichen Soziotopen auseinandersetzt, ist seit seinem Gefängnisthriller „Ein Prophet“ (2009) international ein Begriff. 2014 wurde er für das Immigrantendrama „Dämonen und Wunder“ (Dheepan) mit der Goldenen Palme ausgezeichnet, in „The Sisters Brothers“ (2018) probierte er sich am Western aus.

„Emilia Perez“ ist der bisher spektakulärste seiner Filme. Die geheimnisvolle Titelheldin taucht aber erst im zweiten Drittel des Films auf, zuvor folgt die Handlung der unterbezahlten, brillanten Anwältin Rita Mora (Saldana), die für geringes Honorar prominente Verbrecher verteidigt.

Kartellboss in Transition

Nach einem weiteren bitteren Erfolg vor Gericht bekommt sie ein Angebot, das sie nicht ablehnen kann: Der berüchtigte Drogenkartellboss Manitas verlangt ihre Hilfe. Manitas will heimlich eine geschlechtsangleichende Operation durchführen lassen und als Emilia, wie sie dann heißt, ein Leben ohne Gewalt führen.

So schräg diese Prämisse klingt, Audiard gelingt es, mit den Werkzeugen von Musical, „Narcos“-artigem Thriller, Seifenoper und Sozialdrama einen intensiven Film zu inszenieren, der über mehr als zwei Stunden keinen Moment langweilig ist – und auch in den Songs, geschrieben von der Französin Camille, tatsächlich überzeugt.

Leuchtende Hauptdarstellerin

Manitas/Emilia wird von der spanischen Transschauspielerin Karla Sofía Gascon gespielt, intensiv gefährlich grollend als Gangster und innerlich leuchtend als die neugeborene Emilia, die ihre gewaltsame Vergangenheit hinter sich zu lassen versucht.

Selena Gomez,Zoe Saldana und Karla Sofia Gascon
AP/Invision/Vianney Le Caer

Gomez spielt Manitas‘ Ehefrau, verzweifelt nach dem Verlust ihres totgeglaubten Gatten und mit wildem Lebenshunger. „Emilia Perez“ ist ein gefährlich glitzernder Nachtfilm, der zwischen expliziter Gewalt und bunten Choreografien ein cinematografisches Wunder ist.

Es liegt nahe, dass eine Jury unter Präsidentin Greta Gerwig diesen ungewöhnlichen Film ebenfalls reizvoll findet – doch noch ist im Wettbewerb alles offen: Ali Abbasis „The Apprentice“ über Donald Trump ist da etwa noch zu sehen und „Der Samen der Heiligen Feige“ von Mohammed Rasulof, der erst vor wenigen Tagen aus dem Iran geflohen ist.

Die Preise werden am 25. Mai vergeben.

Gesundheit

Die große Covid-19-Pandemie ist zwar vorbei, doch SARS-CoV-2 ist mit einer höheren Sterblichkeit bei schwerem Krankheitsverlauf weiterhin gefährlicher als die saisonale Influenza.

Das haben jetzt US-Wissenschafterinnen und -Wissenschafter in einer epidemiologischen Vergleichsstudie mit Daten aus der Krankenversicherung ehemaliger US-Heeresangehöriger herausgefunden.

Viermal höheres Sterberisiko

„Im ersten Jahr der Covid-19-Pandemie war das Sterberisiko für Menschen, die wegen SARS-CoV-2 ins Spital kamen, deutlich höher als für Personen, welche wegen einer saisonalen Influenza hospitalisiert werden mussten“, schrieben Yan Xie und seine Koautoren vom St. Louis Health Care System (US-Bundesstaat Missouri).

Zwischen 1. Februar und 17. Juni 2020 hatten die Forschenden eine viermal höhere Mortalität unter rund 3.600 Covid-19-Kranken mit schwerem Krankheitsverlauf als in einer Gruppe von fast 13.000 Influenza-Patienten aus den Jahren 2017 bis 2019 registriert.

Unterschiede mittlerweile geringer

Die Unterschiede sind zwar mittlerweile geringer geworden, doch sie blieben offenbar zumindest teilweise erhalten. Yan Xie: „Im Herbst und im Winter 2022/2023 hatten Menschen, die wegen Covid-19 ins Krankenhaus kamen, eine um 60 Prozent höhere Mortalität als Spitalspatientinnen und -patienten mit schwerer saisonaler Influenza.“

In der Patientengruppe mit schwerem Verlauf und notwendiger Spitalsaufnahme starben binnen 30 Tagen 5,7 Prozent. In der Vergleichsgruppe der Influenzapatienten lag die Mortalität bei 3,04 Prozent. Bei statistischem Ausgleich verschiedener Charakteristika der beiden Probandengruppen ergab sich noch immer eine um 35 Prozent erhöhte Sterblichkeit durch Covid-19 im Vergleich zur Influenza.

Panorama

Amazon-Gründer Jeff Bezos hat mit seiner Raumfahrtfirma Blue Origin weitere sechs Menschen für einen Kurztrip ins All geschickt. Es war bereits der siebente bemannte Start des weitgehend automatisierten Raketensystems „New Shepard“, wie Blue Origin mitteilte.

Die Passagiere hoben gestern Vormittag (Ortszeit) vom Westen des US-Bundesstaats Texas aus ab. Während des Fluges trennte sich die Kapsel von der Rakete, erreichte zeitweise mit Schwerelosigkeit eine Höhe von rund 100 Kilometern über der Erde und landete dann mit Hilfe von Fallschirmen wieder.

Zehnminütiger Kurztrip ins All

Jeff Bezos hat mit seiner Raumfahrtfirma Blue Origin sechs Menschen für einen Kurztrip ins All geschickt, darunter war auch der 90-jährige Ed Dwight. Er war in den 1960er Jahren der erste Afroamerikaner, der eine Astronautenausbildung durchlief, es bis heute aber nicht ins Weltall schaffte.

Diesmal waren fünf Männer und eine Frau an Bord, darunter der französische Unternehmer und Brauereibesitzer Sylvain Chiron (52) und der 90-jährige Amerikaner Ed Dwight.

Der frühere Air-Force-Pilot Dwight war in den 1960er Jahren der erste Afroamerikaner, der damals eine Astronautenausbildung durchlief, am Ende aber nicht für Weltraumflüge der NASA ausgewählt wurde. Zuletzt hatte das Unternehmen Blue Origin im August 2022 sechs Weltraumtouristen ins All befördert.