Die Finanzmarktaufsicht (FMA) sieht den österreichischen Finanzmarkt in guter Verfassung. Laut der Behörde verbesserte sich die Kapitalausstattung der Banken 2023 erneut, und die Versicherer verfügten über mehr als genügend Mittel zur Erfüllung ihrer Verpflichtungen.
Allerdings hinterließ die schwierige wirtschaftliche Lage auch Spuren: Die Quote notleidender Kredite (NPL) der Banken stieg zuletzt deutlich, schreibt die FMA in ihrem Jahresbericht.
„Österreichs Finanzwirtschaft ist trotz vieler Herausforderungen resilient und stabil“, versicherte FMA-Vorstand Eduard Müller heute bei einer Pressekonferenz. So steigerte sich die Kernkapitalquote der Banken 2023 auf 17,09 Prozent (2022: 16,3 Prozent) und war damit mehr als doppelt so hoch wie noch vor der Finanzkrise.
Firmeninsolvenzen als Sorgenkind
Auch die Versicherungsunternehmen seien gut durch die von hoher Inflation und schwächelnder Wirtschaft geprägten Jahre nach der CoV-Pandemie gekommen: Mit einer Solvenzquote von durchschnittlich rund 270 Prozent stand ihnen den Angaben zufolge mehr als das Doppelte an finanziellen Mitteln zur Verfügung, als selbst bei einer drastischen Verschlechterung der Lage erforderlich wäre.
Die wirtschaftlichen Turbulenzen schlugen sich bei den Banken jüngst jedoch auch in einer verschlechterten Kreditqualität nieder. Die konsolidierte NPL-Quote des Sektors erhöhte sich von 1,7 Prozent auf 2,2 Prozent. Noch deutlicher wird das bei den Finanzierungen gewerblicher Immobilien: Hier verschlechterte sich die Quote gar von 1,1 Prozent auf 3,3 Prozent innerhalb eines Jahres.
Grund sind die Firmeninsolvenzen, die 2023 kräftig anzogen. Trotz der guten Kapitalbasis appelliert die FMA daher an die Unternehmen, ihre Ausschüttungspolitik weiter „maßvoll“ zu gestalten.
FMA-Vorstand Ettl: Keine Sonderbehandlung für Signa
Unteressen sieht FMA-Vorstand Helmut Ettl keine Sonderbehandlung für Rene Benkos Signa durch die Aufsichtsbehörde. „Wir behandeln alle Anfragen gleich“, sagte Ettl am Rande der heutigen Pressekonferenz. Hintergrund ist der Versuch des Ex-Aufsichtsratschefs des insolventen Immobilienkonglomerats, Alfred Gusenbauer, über Ettl Kontakt zur Europäischen Zentralbank (EZB) herzustellen. Diese hatte an Banken im Sommer 2023 eine Warnung ausgesprochen, bei der Kreditvergabe an Signa vorsichtig zu sein.
Der ehemalige SPÖ-Bundeskanzler Gusenbauer verfasste im September 2023 einen Brief an Ettl, in dem er die Vorgangsweise der EZB als „nicht erklärlich“ bezeichnete. Im Namen von Signa schrieb er: „Wir bitten Dich um Unterstützung bei der Aufklärung der Sachlage und stehen jederzeit für Gespräche – auch mit Vertretern der EZB – zur Verfügung.“ Nach Bekanntwerden des Briefs bestätigte die FMA dessen Einlangen. Die Anfrage habe man damals an die zuständige Bankenaufsicht der Zentralbank weitergeleitet, hieß es von der österreichischen Aufsicht.
Eine derartige Vorgehensweise sei nicht außergewöhnlich, hielt Ettl, darauf angesprochen, fest: Jährlich gingen bei der Behörde etwa 2.000 Zuschriften von unterschiedlichsten Personen und Organisationen – „von prominenten und weniger prominenten“ Stellen – ein. Mit den diversen Anliegen und Beschwerden verfahre man immer gleich, versicherte Ettl.